Miniaturen in Marburg und Meinerzhagen....
"Am Rhein haben die Menschen schon mit Frankreich zusammen ein kulturelles Erbe gehütet, als im östlichen Deutschland noch Menschenopfer dargebracht wurden."
(Konrad Adenauer, 1949)
Willkommen zur Kolumne 44, in Ermangelung eines Themas, eines roten Fadens, ein paar Miniaturen der letzten Woche... da wäre zum Ersten, die neue "Farbenstrophe", die Härtel und ich beim Maischnefter entwickelten... Zwei gekreuzte Schläger und ein grosses Bier, das ist Suevia-Strassburg - unser Panier... sie gehen durch die Wälder sie gehen durch die Nacht - das ist Suevia-Strassburg - die neue SC-Macht.. ... ich hoffe nur, dass uns das Präsidium von Erzgebirge Aue nicht ob der Kleptokreativität anzeigen wird...
Auf der Suche nach möglichen Themen, fiel mir eine alte eMail aus dem November 1997 in die Hände (oh Gott, ich bin Elektromessie...), in der ein Corpsbruder kurz skizziert, wie er versuchte, während des grossen Streiks die so-called Phil.Fak. zu betreten:
Lieber Heiko, allmaehlich geht mein Adrenalin-Pegel wieder auf normale Dimensionen zurueck, so dass ich einige Post verschicken kann: Nach einem erfolglosen Versuch, in den D-Turm des Phil-Fuck zu gelangen, habe ich Asyl in der UB gefunden. Wie Du Dir vorstellen kannst, sind nahezu alle Eingaenge (zu den Zigaretten- und Fress-/Sauf-Automaten natuerlich nicht) verbarrikadiert. Die anwesenden Studierenden konnten mir leider nicht erklaeren, warum ich nicht in die Bibliothek gehen darf, warum ein Beschluss einer sogenannten "VV" fuer mich in irgendeiner Weise bindend ist und warum ich ueber die Gruende meines Studierwunsches Auskunft geben muesse, um dann mit der Erlaubnis dieser erstaunlich haesslichen neuen Herrenmenschen vielleicht passieren zu duerfen. Ihnen und uns beiden rufe ich zu: "Mehr Demokratie wagen !" Es ist schoen, dass Toleranz wieder grossgeschrieben wird. Gruesse aus der Isolation.
Streikbruch aus Studienprinzip heraus ist auch kein abendfüllendes Thema. Worüber schreiben?! Vielleicht über den unglaublichen Werbezettel, den ich letzte Woche im Briefkasten hatte? Der mich als Bewohner des Südviertels bemerkenswert aufwertete? Ich zitiere:
"Liebe Leser, liebe Kunden, am 01. 04. 2003 (kein Aprilscherz) haben wir [...] den Naturkostladen in der Frankfurter Strasse 31, ehem. Dreyerley, übernommen. Nach langer Recherche haben wir unseren Laden Naturales getauft. [...] So wird es in Zukunft den Naturales-Bringservice für die Südstadt geben. Sollten Sie also zu den glücklichen Bewohnern dieses Bezirks gehören....[...] Oh bin ich froh, hier im Südviertel wohnen zu dürfen... wir sind doch alle Freunde und es gibt eigentlich keinen Grund für dieses zänkische Geplänkel im intraindividuellen Konflikt!
Wieder einmal wunderbar ist diese Meldung aus der FAZ vom Dienstag, die das kafkaeske Moment und die Vereinzelung des Lokführers als solchem wunderbar widergibt:
"Ein Lokführer eines Hochgeschwindigkeitszuges der Deutschen Bahn AG hat seinen ICE auf offener Strecke angehalten, ist ausgestiegen und davongegangen. Wie ein Bahnsprecher am Montag in Düsseldorf mitteilte, mußten die Passagiere gut eine Stunde nach dem unplanmäßigen Stopp im Zug ausharren, bis ein von Zugbegleitern herbeitelefonierter Ersatzfahrer kam. Der Vorfall ereignete sich am vergangenen Freitag gegen 16.17 Uhr auf der Strecke zwischen Dortmund und Frankfurt kurz hinter dem Bahnhof Köln-Deutz. Um 17.21 Uhr konnte der Zug dann seine Fahrt fortsetzen. Der Lokführer gab nachträglich gesundheitliche Gründe für das Verlassen des Zuges an. Ein internes Ermittlungsverfahren sei eingeleitet worden.", aus der Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.05.2003, Nr. 104 / Seite 7.
Für eine solche Meldung liebe ich diese Zeitung. Doch dann erlaubt man sich eine Unverfrorenheit, wie sie dreister nicht sein könnte - im Feuilleton ein Photo vom Erhalter der Ordnung, vom Schaffer des Friedens in der Galaxis - und dann wird der von mir mehr als hochgeschätzte Lord Darth Vader mit George Walker Bush verglichen. Langsam wird's Zeit, intensiv über eine Abokündigung nachzudenken! Herr Schirrmacher glaubt wohl, sich alles erlauben zu können *kopfschuettel*
Tja, und dann war da noch dieses sonntägliche Erlebnis an einer Tankstelle in Meinerzhagen. Der anonym bleibende Carl und ich hatten - nach dem beindruckendsten Auswärtsauftritt der Borussia aus Mönchengladbach seit circa 10 Jahren- in Bochum genächtigt und kämpften uns via PKW - sich wie Generäle einer geschlagenen Armee die aus Kriegsgefangenschaft entlassen wurden fühlend - nach Marburg zurück. Unterwegs machten wir einen Mineralwasserversorgungsstopp in Meinerzhagen. Dort entspann sich der schönste Kurzdialog der letzten zwei Wochen. Nachdem die Schlange abgearbeitet war (wann habe ich das letzte Mal eine Schlange in einer Tanke erlebt? Dafür habe ich nun wirklich nicht rübergemacht!) und ich mit einer Flasche Mineralwasser und einer Bild am Sonntag (niemand erwartet nach einem Fussballspiel geistige Höchstleistungen!) an der Kasse stand, frug mich der Tankwart:
"Haben Sie getankt?"
"Hmmh?"
"Haben Sie getankt?"
"Na klar, gestern, fragen Sie nicht nach Sonnenschein!"
Der Taxifahrer uuuups... Tankwart kassiert und kann ein Grinsen nicht unterdrücken.... wenigstens neige ich - trotz der Preisgabe einiger Kleinstepisoden - noch nicht zur Hysterie....
Ich wünsche Euch ein erholsames Wochenende, Schomberg (Elektromessie)
P.S.:
Dank an DJO für die Zusendung des folgenden Links, der insbesondere für an Kassenwarteschlagen stehende Menschen interessant sein könnte: www.deathrowbook.com/sertest.htm |