Haarausfallgedanken!
Es war in Ausgabe 33, als ich folgenden, hochadulenten Dialog mit Tanja widergab, in dem es um mein verbliebenes Resthaar ging:
"Ich glaube, das ist wirklich nur ein Wirbel."
"Nein, das ist eine Glatze!"
"Wirbel!"
"Glatze!"
"Wirbel!"
"Glatze!"
"Wirbel!"
"Glatze!"
"Wirbel!"
"Glatze!" usw. pp.
So wogte das Grundschulpingpong damals hin und her. Ich beendete es mit einer erwachsenen und entschlossenen Geste, in dem ich die Augen schloss, mir die Ohren zuhielt und laut "Lalalalalalala, ich hör' Dich nicht - lalalalala!" sang. [...] Ja, so war es damals im Februar, und ich kann Euch versichern, die Sache ist nicht besser geworden! Schnell besuche ich eine Seite, die Hoffnung verheisst: "Haarausfall stoppen und neuen Haarwuchs generieren". Fabao 101G, entwickelt von dem berühmten Dermatologen Dr. Zhang-guang Zhao aus China, erhielt bereits sieben internationale Auszeichnungen. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob es helfen kann. Das spielt so 'n bisschen in der "Schlank-werden-durch-Selbsthypnose"-Liga. Dennoch scheint das Produkt einiges zu können, auf dem Internetauftritt heisst es:
"Es muß betont werden, daß es sich bei dem neugewachsenen Haar (nicht vellöses, melanisiertes Kopfhaar) um kräftiges, voll entwickeltes Haar handelt. Aus diesem Grund ist eine lebenslange Behandlung nicht notwendig!" [Originalquelle]
Hmmh, weiss nicht, vielversprechender klingt da schon die URL www.haarwuchs.de, zwar sind die Bubbe' grammatikalisch nicht besonders stark ("Willkommen zu Haarwuchs.de"), jedoch handelt es sich bei der Seite um den "Haarausfall-Infoservice". Also: Hier werde ich mich später mal genau umsehen!
Auch auf einer Seite, die sich mit Haarverlängerungen auseinander setzt, beginnt die Hoffnung auf Haarerlösung mit einem Tritt in den Unterleib, dort heisst es:
"Die Natur hat uns leider nicht alle mit dichtem, vollem Haar erwöhnt. Denn am schönsten ist es wohl, mit den Fingern durch die Frisur zu fahren und die Stärke jedes einzelnen Haares zu spüren!."
Das Thema "Haarverpflanzung" erfordert eine hoffnungsfrohe Tiefenrecherche. Auf der Seite "Moderne Wellness", dem "Informationsportal für Medizin, Plastische Chirurgie, Wellness und Kosmetik", heisst es zum Thema "Eigenhaarverpflanzung": "
"Die Eigenhaartransplantation ist eine geschickte Umverteilung von Haut und Haaren: Haare werden an den Stellen entnommen, an denen sie reichlich vorhanden sind. Sie werden dort eingesetzt, wo sie benötigt werden. Die einzige Vorraussetzung ist, dass genügend Spenderhaare vorhanden sind und es darf kein krankheitsbedingter Haarausfall sein. Bis zu 60 % des vorhandenen Haares kann neu verteilt werden." [Originalquelle]
Haare werden also an den Stellen entnommen, an denen sie reichlich vorhanden sind. Was soll ich denn mit Rückenhaaren auf dem Kopf?! Das leuchtet mir nicht zwingend ein. Das sähe aus wie die das Tragen eines schwarzen Fahrradhelms (vgl. auch Delvos, Michael) zum dunklenblonden Resthaar. Dennoch kann das eine Alternative zur Ernst Huberty-Matte sein: Eine Seite des verbliebenen Haarkranzes so lange wachsen lassen, dass sie einem Hart- oder Geschwindigkeitsmetaller zur Ehre gereichen würde, und dies dann kunstvoll auf dem Kopf drapieren! Dennoch gilt: Nil admirari! Wenn man sich die Fachseiten, die Bilder von vollem Haar einstellen anschaut, weiss man nicht, ob Haarausfall nicht auch ein Geschenk Gottes sein kann!
Was ist eigentlich vellöses, melanisiertes Kopfhaar? Und wie läuft denn so eine Eigenhaarverpflanzung?!
"Haarverlust, fortschreitende Lichtung der Kopfhaare, empfinden wir als unangenehm. Jeder Zweite plagt sich mehr oder weniger mit "Haarverlust". Voluminieren Sie, forsten Sie wieder auf! Verpflanzen = einfach. Am besten mit der "Step by Step" NTH-Technik."Es gibt gegensätzliche Entnahme-Techniken. Entscheidend für den Erfolg oder die Verhältnismäßigkeit einer Haarverpflanzung ist in erster Linie die richtige Auswahl der Entnahme- bzw. "Ernte"-Technik: entweder geschieht diese als Streifenentnahme (unverhältnismäßig) mittels Mehrklingen-Skalpelle oder eben mittels fortlaufenden Stanzbiopsien/Perlenkette (verhältnismäßig und haushaltend).
Nur mit einer haushaltenden, sanften und verhältnismäßigen Entnahme können wir zweimal innerhalb von 14 Tagen "abernten" und umverteilen." [Originalquelle]
Haushalten?! Abernten?! Umverteilen?! Ich habe es doch gewusst: Diese Klinik ist in agraischer Gewerkschaftshand. Aber da bekommen die bundesrepublikanischen Verteilungskämpfe eine ganz neue - ganzheitliche - Bedeutung ;-) Tja, nach einer vertiefenden Lektüre wird mir klar, warum mit den Haaren gehaushaltet werden muss, denn, "Das Spenderareal (Resthaarkranz) ist in seiner Größe genetisch limitiert." Uiuiuiuiuiui! Jetzt aber mal schnell einen Infotermin vereinbaren! Wie schrieb ich vor 'nem Vierteljahr:
"Eigentlich könnte man tieftraurig & trübsinnig werden, wie schnell die Zeit vergeht, meine Haare werden immer weniger, selbst meinem sehr loyalen Friseur, [den Borussia Dortmund-Witz gelöscht, das können die besser, vgl. auch Brügge] kann ich das Eierplätzchen am Hinterkopf nicht mehr als Wirbel verkaufen. Im Gegensatz zu anderen hatte er bis zuletzt mit mir an der Wirbeltheorie festgehalten. Mit dem grosszuegigen Trinkgeld für's angenehme Belügen ist es jetzt auch vorbei, Freundchen! Die Zeiten ändern sich."
Dieses Tempus fugit, dieses Haar-Ceterum-censeo ("Zwei gekreuzte Kämme / dazu volles Haar / das war Heiko Schomberg / unser Papa..."), führt zu einem Blick in die Vergangenheit. Und aufkeimender Hoffnung auf - zu Unrecht - aus dem Bewusstsein gestrichene Erzeugnisse. Eigentlich könnte ich mal meine Lieblingsapotheke aufsuchen und es mit meinem absoluten Achtziger-Jahre-Favoritenprodukt versuchen, dem Nagel-und-Haar-Stärker "Merz-Spezial-Dragees". Ja, ihr jungen Leute kennt das ja gar nicht mehr! Ihr wisst analoge Pflegeprodukte nicht zu würdigen, ihr Würmer; ihr seid post-strukturalistische McDonalds-Popliteratur (digital)- Anhänger! Voller Freude stelle ich fest, dass dieses Prädikat immer noch auf dem Markt ist. Stets gilt: Qualität setzt sich durch und viel, hilft viel!
Dennoch - trotz der Haarausfalldepression - wünsche ich Euch eine schöne Woche, Euer Yul-Telly Schomberg.
P.S.: Humorverbrechen (3) - "Herr Ober, da ist ein 'H' in der Suppe!" "Mein Gott, seien's froh, dass es kein 'G' ist!"
P.P.S.: Sollen wir unser Industriespülbecken in's Kanzleramt schicken?! Laut Focus, hat Gerhardo "Ungefärbt" Schröder seinem Ärger über den Regierungspartner angeblich mit drastischen Worten Luft gemacht und soll das Verhalten der Grünen als 'zum Kotzen' bezeichnet haben. Das wäre doch ein toller Lieferschein: "1 x Pabst für Herrn Schröder". |