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Anna Amalia ist Mutter Weimar!



Bei einer Verschnaufpause im ANNO 1900 wurde mir kristallklar: Saale-Unstrut-Weine sind sehr gefällig!! Aber nichts kommt an die Weltstadt des Geistes heran.




Mehr Licht! Oder: "Mer liecht hier so unbequem?" Kurz der Gedankenblitz, als ich das Bett sah: "Wie groß war Goethe? Ein Meter 30?" Und dann: Tiefe Demut. Die Worte Goethes, als er das Straßburger Münster sah, trafen in diesem Moment auf mich zu: "Mit welcher unerwarteten Empfindung überraschte mich der Anblick, als ich davor trat! Ein ganzer, großer Eindruck füllte meine Seele, den, weil er aus tausend harmonierenden Einzelheiten bestand, ich wohl schmecken und genießen, keineswegs aber erkennen und erklären konnte."




Transformation total: Eine völlig vergilbte Ausgabe von Dave Eggers‘ „The Circle“ auf der Hutablage eines himmelblauen Tele-Trabis. Was ist hier analog?! Was digital? Was ist hier gestern? Was ist hier morgen? Was ist hier los?


Während ich am Morgen so zum Bäcker schlendere, um mir eine Laugenstange zu besorgen und hernach in die Tasten zu hauen, um dann, in der Tradition der Sommerfrische-Nacherzählungen, über das wunderbare Weimar zu schreiben, steht die Gerontoszene Kalk vor der Eckkneipe und wartet auf deren Öffnung: ‬‪Da bekommt der Begriff FRÜHKÖLSCH für mich eine ganz andere Bedeutung.

 

Weimar. Da war ich noch nie und wollte mal schauen, was "Systemling Popstar Goethe“ und der Schiller-Hippie noch so alles aufgestellt hatten. Und nicht zuletzt wollte ich mit eigenen Augen sehen, wie Herzogin Anna Amalia ("Mutter Weimar") es schaffte, durch die Popstars der damaligen Zeit, wie eben "Grandmaster G" (Mann, der konnte reimen!) und andere Klassiker, das Kuhkaff Weimar zur "Weltstadt des Geistes" zur machen: WELTSTADT WEIMAR, quasi!

 

Auf der Fahrt dorthin, etwa bei Erfurt, lernte ich: "Sanddorn ist eine wahre Vitaminbombe und wird auch als 'Zitrone des Nordens' bezeichnet". So schlaute mich mein Reiseführer auf. Während meine kluge Frau andeutete, dass ich mit meiner – sicherheitshalber – eingepackten Regenjacke in Schwarz wie ein "Lehrer" aussehe. Tja, da schließt sich der Kreis zu "Fack Ju Göhte"! Oder?

 

"Wie ist der Name von Mutter Weimar? Anna Amalia! Anna Amalia!" Nee, mit dem Versmaß reicht es einfach nicht für den ZDF-Fernsehgarten. Dieser Auftritt: Das ist, das ist ... ... Mir fällt einfach kein Attribut ein ... Irgendwie ähnelt es einem schrecklichen Verkehrsunfall und man kann doch nicht wegsehen ... Zurück zur Klassikmetropole Weimar. Es war ein unbedeutendes Kuhkaff – und Superherzogin Anna Amalia hat aus diesem für 30 Jahre lang die Weltstadt des Geistes gemacht. Anna Amalia was a Punkrocker!! Mit ihr fing alles an. Alles! Wir waren noch keine Stunde dort, da durften wir der Generalprobe einer französischen Truppe beiwohnen, die auf dem "Platz der Demokratie" das Eröffnungsspektakel des "Kunstfest Weimar" probte. Leider war deren Kran nicht beleuchtet. Aber man kann nicht alles haben.

 

Im Vorfeld hatten wir – als Besuchsplan – außer Goethe hoch und runter nur "das Köstritzer Schwarzbierhaus" auf der Liste. Nachdem Jürgen Dollase es im April diesen Jahres in der FAS empfahl, wollte ich mir das mal selbst anschauen: Und es hat sich auf vielerlei Ebenen gelohnt!! Dort aßen wir nicht nur eine ganz grandiose Roulade in Schwarzbiersauce! Der Zeitpunkt war außerdem sehr, sehr gut gewählt, denn wir waren vor einem monsunartigen Platzregen geschützt und bekamen in der Schwarzbierstube auch den Sturm nicht mit, der draußen enorm viele Bäume entwurzelte und die staubtrockenen Riesenäste der Bäume abknickte, als seien sie Streichhölzer. Also kann man auch bei der bundeslandbesten Rinderroulade so richtig Schwein haben. So mitten in der Stadt sind solche Sturmschäden echt neu für mich!! Den Historischen Friedhof in Weimar hatte es richtig übel erwischt!! Blitz und Donner: Wir hatten Fortune, eine Roulade und ein Dach über‘m Kopf ... Andere Kraftfahrzeugbesitzer hatten da weniger Glück ...

 

Im Nationalmuseum überlegte ich mir ganz kurz, gemäß meines Vorbildes Leonard Zelig, die nachfolgenden Besucherinnen und Besucher mit folgenden Worten zu begrüßen: "Mein Name ist Heiko Heinrich von Schomberg, Verfasser der 'Leiden des jungen Muck'. Ich wohne hier."

 

Wir sind, nach dem Halbtages-Ausflug zur Rudelsburg, noch per Zufall in eine Hochzeit geraten - und wollten doch eigentlich nur Schwarzbiergulasch essen!! Weil doch mit Schwarzbiersauce alles schmeckt. Auch den Wespen. Die waren in Weimar wild und sehr anhänglich ... und missgönnten mir die Erholung nach dem Besuch im Wittumspalais! Meine Erfahrungen als "mobiles Insektenhotel" werde ich in der nächsten Ausgabe ausführen.

 

Weimar war ganz, ganz großartig! Und auch, dass wir dem Kulturfestival beiwohnen konnten, mit Tango oder Discofox tanzenden Menschen unterm Dichterdenkmal und auf dem Platz darum: wunderbar. Franzosen, die in Kränen (Gottseidank war der Platz verdichtet!) hängen und musizieren: "Compagnie Transe Express" mit "Mù – Cinématique des fluides". Traumschön. Abendländisch. Nur kurz ein Gedankenblitz an "Schtonk" und: "Wieland, der Schmied" – komische Oper von Angela Merkel.

 

Unfassbar, was wir in zweieinhalb Tagen alles sahen: die Jakobskirche (mit Türmerwohnung und lebensgefährlichen Stiegen), die Anna-Amalia-Bibliothek (Rock'n'Rokoko), lernte enorm viel über Bücherrestauration, die Fürstengruft (Maria Pawlowna und Carl Friedrich vereint! Schillers Sarg leer!), der Park an der Ilm und das Schrebergartenhaus von Goethe, das Borkenhäuschen, das Deutsche Nationaltheater Weimar und der Historische Friedhof: Selten wurde ich auf so wenigen Quadratkilometern so intellektuell und kulturell (wieder)aufgeladen. Ihr Menschen der Welt: Fahrt nach Weimar! Ich glaube weiterhin, wir haben der "Klassik-Stiftung Weimar" in den Tagen unseres Aufenthaltes im Alleingang das Umsatzziel 2018 gesichert!!‬ Und: Würzfleisch verfolgt mich!!

 

Nach dem letzten Hotelfrühstück, spielten wir noch eine Runde Klamottentetris und dann ging es nach Potsdam. Wurde es eine Reise ins Preußen-Disneyland?!! Lest es in der nächsten Ausgabe selbst!

 

Die Schreibmaschine von Nietzsche konnte ich DIESMAL nicht sehen – das wird nachgeholt! Der erste und letzte Eindruck: Weimar heute ist so ein bisschen wie Köln- Lindenthal: Kaum Obdachlose und Trinker im Stadtbild. Mit meinem Werk "Faust III – Die Rückkehr kam ich in den zweieinhalb Tagen jedoch auch nicht entscheidend voran!

 

"Wie heißt die Freundin von Mutter Beimer? Mutter Weimar! Mutter Weimar!", summt total derangiert, Euer Schomberg.