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Duschstange statt Duschlampe statt Flucht! "Früher mussten sie alle nach Berlin / und heute raus aufs Land zu Charlotte Roche / Der Mutter Beimer der Generation Alles-wollen-aber-nichts-richtig-Können." (Frittenbude)
Also, auch wenn wir alle aus der Stadt fliehen sollen, so bleibe ich gerne in meinem postindustriellen, urbanen Veedel. Denn das Landleben dringt auch nach Kalk – sei es in Gestalt von durchgedrehten Eichhörnchen oder diebischen Elstern. Wenigstens war es kein diabolisches Sith-Geflügel, das die Walnüsse für die hungrigen Eichhörnchen klaute. Denn die Darth-Maul-Gans, die ich im Freilichtmuseum Klockenhagen ablichtete, wirkte wirklich, wirklich sehr bedrohlich.
Ich muss nicht aufs Land fliehen oder durch die Eifel mutieren, um der Natur nahe zu sein. Ganz im Gegenteil: Ich habe mich auf einen längeren Stadtaufenthalt eingestellt und unlängst eine neue Duschstange nicht nur gekauft – sondern auch eingebaut (sic!). Ohne mich – oder andere - zu verletzten. Wenn das geht – was geht dann noch alles? Wobei: Das war nicht immer so! Ich kann mich noch gut daran entsinnen, als ich, 1996 oder 1998, in der wunderbaren 50er-Jahre-Küche unseres alten Corpshauses, die Kaffeemaschine, deren Filter übergelaufen war, weil irgendeine Klappkastanie zu viel Kaffeepulver eingefüllt hatte, saubermachen wollte. Unter fießendem Wasser. Die bessere Entscheidung wäre wohl gewesen, vorher den Stecker zu ziehen und die Stromverbindung zu trennen. Der Rest war: Tekknodisko, blaue Blitze, Rauchwölkchen über meinem Kopf, 50 DM Schaden und Knöll V, der mich frug, ob es mir wirklich gut gehe ... Ehrlich gesagt – und ich konfrontiere Euch jetzt mit einer unbequemen Wahrheit: Ich bin echt kein Handwerker!!
Wobei ein Freund aus Hessen – Tarnname Grobschliff – das Duschstangen-Erfolgserlebnis aus anderen Gründen goutierte: "Den Slogan solltest Du Dir unbedingt schützen lassen. 'Zwei Zentimeter mehr - und alles wird gut.' In der Werbung nahezu universell einsetzbar, von der Beinfreiheit auf der Rücksitzbank oder im Billigflieger bis zur Duschstange oder was einem sonst noch so einfallen mag. Starke Aussage!"
Nachdem also alles im Bad bombenfest hielt, sank ich auf die Knie und ballte beide Hände zur Beckerfaust. Wobei die jüngeren Leser wieder nicht wissen wovon ich spreche (das wäre' fast so, als zeigte ich hier ein Bild einer Datasette oder eines Wählscheibentelefons, oder?). Schnitt. Und während ich a. a. O. (siehe Bild) von meinem Nagellack-Erlebnis in der Bahn berichte, winkt eine befreundete Personalerin überlegen ab und berichtet von ihren Beobachtungen über einen längeren Zeitraum hinweg in der KVB im Jahre 2012:
"Jeden Morgen in der Bahn legte eine Dame ihr Make-Up auf, Schicht um Schicht um Schicht. Und dann tuschte sie ihre Wimpern. Minutenlang. Und jeden Morgen trennte sie ihren zuvor mühsam verspachtelten Wimpernblock wieder. Mit einer Stecknadel. Gottseidank bewahrte mich das Schicksal vor einer Notbremsung. Denn Nägel lackieren ist nur ein Aspekt des Bahn-Spa-Programms!" |
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Und wenn man so etwas beim Pendeln erlebt, möchte man vielleicht doch raus aufs Land! Seine völlige Ruhe und Abgeschiedenheit haben. Einfach: Ruhe. Keinen ÖPNV mehr, sondern pures Landleben. Niemanden mehr sehen. Sehen müssen. Doch dann liest man die Vorabkritik in der FAS in der es angstbereitend heißt:
"Später aber, wenn sie gemeinsam am Lagerfeuer sitzen, Gedichte zitieren und 'Wonderwall' von Oasis auf der Gitarre spielen, dann muss auch er [Tim Wiese] nachgeben und bekennen, dass er Angst vor Terroristen hat." |
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Und dann zappt man am 01.12. kurz in die NDR-Sendung "Die Geschichte eines Abends: Dann geht es wieder, jeder Gedanke an die Stadtflucht ist verflogen. Oder? Wobei die Natur an sich ein großes Lernfeld für mich darstellt, wie ich vor zweieinhalb Monaten auf dem Weg zum Frauenplan feststellte! Dort fand ein wesentlicher Wissensabgleich mit Frau Feynschliff statt: "Das sind Vogelbeeren, oder?!" "Nee, das sind Hagebutten!"
So, ich spiele jetzt noch eine Runde Stadt-Fluss-Meer und suche eine Stadt mit "Y", Euer Schomberg.
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