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An Büchern sparen, grundverkehrt, der Kopf braucht sie, lesen nährt!"Nicht mehr ganz junge, schöne, feine Menschen sind das, die ihre letzten Kindergeburtstage feiern, sich ein bisschen betrinken, bekoksen, verlieben. Erwachsen werdende Kulturschaffende. Gespenster. Stille Wasser, aber nicht tief. Sie denken über sich nach, aber keinen Zentimeter über sich hinaus. Dass die Welt um sie herum ein bisschen anders geworden ist, dass ihre Lebensform sich nicht wird halten lassen, ahnen diese Mitglieder einer auslaufenden, sich selbst unverwundbar glaubenden Generation nicht einmal." (Elmar Krekeler über Judith Hermanns neuen Roman Nichts als Gespenster in der WELT vom 31.01.2003)
Ist diese Buchbesprechung wirklich schon 10 Jahre alt? Sie kommt mir so tagesaktuell vor! Oder dauert die Phase des intellektuellen Stillstands in Teilen der Gesellschaft schon sooooo lange an? Ist diese Haltung nicht ähnlich wie Berlin? Und "erinnert an ein kleines Kind, das zu Weihnachten ein viel zu schwierig zusammenzusetzendes Spielzeug erhalten hat und nun verbissen, aber vergebens mit der Bauanleitung kämpft"? Aber so ist es wohl in einer Welt, in der man ernsthaft als "Eventkauffrau für Scheidungspartys" arbeiten kann. WO? Na in der Arbeitswelt 4.0. In einer Welt, in der man in der KVB blöd gemustert wird, wenn man in einem Buch blättert, in einer Welt, in der Klamottenläden "K-Town" heißen. "K-Town" war für mich bisher immer "Kaiserslautern", da die US-Amerikaner es nicht unfallfrei aussprechen konnten. Und nun ist es die Modeabteilung von Karstadt. Für "junge" Mode. Für mich: Ferien in Bad Endzeit.
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| Bisherige Software für Snobs 2013:
| | | Goetz, Rainald, „Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft“, Berlin 2012
| | Illies, Florian, „1913. Der Sommer des Jahrhunderts“, Frankfurt am Main 2012
| | Müller-Urban, Kristiane und Baerenz, Horst (Hg.), „Frankfurter Würstchen. Ein Koch- und Bilderbuch“, Frankfurt am Main 2003
| | | | Schiefer, Manfred und Simon, Karin, „Literarische Streifzüge durch Schlemmertempel und Tavernen“, Anthologie, Cadolzburg 1995
| | Schlehdorn, „Gourmandise und Gastlichkeit. Variationen über Brillat-Savarin“, München 1957
| | Schmölders, Claudia, „Einladung zum Essen“, Frankfurt am Main 1989
| | | | Witt, Rainer, „Essen in Hessen. Spezialitäten zwischen Schwalm und Odenwald“, Niedernhausen / Taunus 1986 |
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Um auch mal wieder den Infogehalt der Kolumnen zu erhöhen, habe ich mir im noch jungen Jahr sehr viel relevante & zielgruppenorientierte "Software für Snobs" besorgt resp. dedizieren lassen (nebenstehend). Und zwar so richtig analog: Hingehen, im Antiquariat Papier anfassen (sic!) und die Produkte durchblättern (sic! sic!) und an der Kasse mit einer realen Person interagierend (Smalltalk) und Bargeld bezahlen. Ein gespenstischer Rückfall in die Totalanalogie. Es war wie in der...
"(...) Prä-Amazon-Zeit, das heißt, man kaufte Bücher noch in Buchhandlungen. Und da war Köln mit Walther König und der Literaturhandlung Bittner der richtige Ort. Dazu kam, wohl nicht zufällig, dass er ein paar Künstler gefunden hatte, die wie er ein spezielles Faible für Bücher und fürs Büchermachen teilten. 'Albert Oehlen und Werner Büttner waren eigentlich ständig am Lesen', erzählt Hetzler, 'die konnte man verlässlich in Buchläden antreffen.'"
Denn es ist alles richtig an Büchern. Alles! Und man kann fantastisch darüber bloggen / twittern / facebooken ;-) Oder um die Freude am Lesen auf esoterisch zu formulieren: "Zwischen den Regalreihen entspinnen sich Wechselgesänge – Schwingungen, die von den beiden Bewohnern aufgefangen werden, bis wieder etwas Eigenes, Neues entsteht." (Maike Albath) Wobei ich es ja befremdlich fände, Wechselgesänge in meiner Bibliothek zu vernehmen:
"Vau-Eff-Ell!" "Vaaaaaaau-Eff-Ell!" "Vau-Eff-Ell!" Aber lassen wir das. Meine derzeitige Lieblingsquelle ist der "Buchgourmet" - und das ist in diesem Falle durchaus wörtlich zu verstehen. Wobei: Das ZAG bestellt Bücher bei den Antiquariaten "Bücherwurm" und "Bücherstrolch", freilich ohne Bücher über wirbellose Kriechtiere oder 1899 Hoffenheim geschickt zu bekommen. Und nie vergeben vergessen: Auch Bücher haben ihre Schicksale (...) sie werden misshandelt.
... und dies bedauert Euer bekennender Unter- und Anstreicher Schomberg 3.1.
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