| |
Köln, ordentlicher als sein Ruf!
Mit meiner Wimpernzangen-Miniatur beim letzten Mal hatte ich wohl eine Tür geöffnet. Einige Leser fühlten sich getreten, über vielfältige Kanäle ähnliche Erlebnisse kundzutun, die durchaus meinen Glauben an die Menschheit, den ich längst verloren habe, nicht mehr in Frage stellen.
Eine Gastleserin vom legendären Kalker Kaffee schrieb: "Mir saß in der Bahn mal jemand gegenüber, die wohl einigermaßen kurz vorher beschlossen haben muss, Dreadlocks zu haben... auf jeden Fall bearbeitete sie ihre schon teilverfilzten Strähnen mit einer Häkelnadel ... es gibt einfach Momente im Leben anderer, an denen möchte ich nicht teilhaben." Wohl wahr. Das ist echt, hüstel, "schwierig".
Natürlich gab es auch patzige Politkommentare, die ich trotz der Prämisse "keine Politik!" beantwortete: "Sowas hat es in der 'guten, alten Zeit' natürlich nicht gegeben! Da gab es gar keine Frauen (war doch eine, oder?) im öffentlichen Raum. Die haben am heimischen Herd dem Herrn Gemahl das Leben verschönert." Diese polemische Spitze entschärfte ich umgehend mit Takt und Diplomatie: "Du bist 'n Spinner! Ich rasiere mich ja auch nicht in der S-Bahn oder zupfe mir die Nasenhaare. Man muss nicht jede Lebensäußerung zum politischen Kampf umdeuten." Florett statt Säbel! Und eine Ex-Kollegin schrieb: "Ich saß letztens in der Bahn und eine Dame (?) hat sich die Nägel gefeilt und ihre Hornspäne verteilt!!! *würg* Von daher: ein Hoch auf die Wimpernzange!"
Und mein guter Freund aus der Abteilung Grobschliff spendierte einfach einen Link auf ein altes 7. Sinn-Video, das gängige Rollenklischees der Zeit bediente und das ich nur aus dokumentatorischen Gründen wiedergebe. Ergänzend schrieb er: "Das mit der Schminkerei war auch 'früher' schon so, hier zwar ohne Wimpernzange und nicht in der S-Bahn."
Und ein anderer wiederum zeigte Verständnis: "Ich nenne sowas effektiv geplante Zeit. Ich meine, was will man denn sonst machen während man auf seine Station wartet? Auf Facebook posten?" Gute Frage. Eigentlich wollte ich ja darüber schreiben, dass Köln deutlich ordentlicher ist als sein Ruf - aber das habt Ihr mir ja wieder kaputt gemacht. Und dann heißt es nachher wieder, Köln sei der Habermas das Kurzarmhemd unter den Städten!!
So nicht, meine Damen & Herren, so nicht! Entschlossen: Euer Schomberg.
|