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Fußballergebnisse als narzisstische Kränkung!Ich habe hier ja schon häufiger die frappierenden Übereinstimmungen zwischen Fußball und Corpsstudententum herausgearbeitet. Nicht nur die Namensgebung, die früher abgehaltenen Fußballkommerse, die in den 2002er-Antrag mündeten; nein, auch Überraschendes, dass zum Beispiel - hier beziehe ich mich auf Klaus Theweleits Buch "Tor zur Welt: Fußball als Realitätsmodell", Seite 190 - in einem angeblich "fremdenfeindlichen" Umfeld wie dem Ostverein Energie Cottbus die meisten Ausländer spielen, dies ähnliche Resonanzen hervorruft wie phänotypisch "ausländische" Corpsbrüder bei radikalen Marktfrühschoppengegnern - ja, all das wurde hier schon ausufernd behandelt. Heute geht es mir nur mal wieder um meine Gruppierung, die es immer wieder möllemannesk schafft, mit dem Hintern das umzuschmeißen, was sie mit den Händen aufgebaut hat.
So hinteinander eine Heimniederlage gegen 18 Euro 99, die häßliche Fratze des "corporate football" und 3 Tage später die Heimniederlage IM POKAL gegen Neururers Geisterfahrer: Das ist einfach eine narzisstische Kränkung für mich und ich begreife es auch als persönliche Niederlage!
Das Spiel am Dienstag war blutlos und als Mannschaftsleistung 'ne grenzenlose Sauerei! Die Überlegung, ob ich noch vor der Verlängerung oder währenddessen Hände waschen gehe, wurde mir ja via Sonntagsschuss in der 92. Minute abgenommen.... grrrr. Ich hatte mich ja damit abgefunden, NIE mehr Deutscher Meister zu werden. Doch BERLIN in Fußballzusammenhängen wäre mal wieder toll.
Der DFB-Pokal ist unsere einzige Chance, uns mal irgendwie nach Europa zu schmuggeln. Das nehm' ich der Mannschaft PERSÖNLICH! Abgesehen davon, daß ich von meinen Kölner Sozialkontakten (Corpsbrüder, Cünstler & Consultants) durchaus auf die, hüstel, Schippe genommen werde. Demnächst werde ich vielleicht sogar festgenommen. Deshalb nehme ich das Ausscheiden / die Ausscheidung den Fußballfisteln persönlich sehr übel. Ich wusste es schon in Ausgabe 36: Ein für allemal tot "ist die [...] Suggestion, ein romantischer Hauch im modernen Fußballgeschäft! Eine Idee, dass Attribute wie Charakterfestigkeit, Ehrlichkeit und eigene Meinung noch einen Platz in diesem Business haben. Naja - scheinbar gibt es kein Märchen mehr am Niederrhein!"
Dabei ist alles so kristallklar: Wir werden vermutlich nie mehr Meister. Aber das ficht mich nicht an. Ich bin da ganz auf Alfred E. Neumann-Linie: Na und? Außerdem gibt es andere rheinische Vereine, die dieses Schicksal teilen.
Manche Dinge ändern sich nie, so wie die Enttäuschung, die einem bereitet wird von dem favorisiertem Fußballclub, so auch die Reaktion auf das VHS (!)-Band des legendären Kreisliga-C-Schlagers Rheydt 08 gegen die Sportfreunde Neuwerk 3:3 (0:2). Vor dem Spiel bin ich im Interview zu sehen, wir schreiben das Jahr 1990 oder '91, und auch Frau Feynschliff sagt: "Guck' mal, Du mit Haaren!"
Aber der vermaledeite DFB-Pokal ist 'ne recht komfortable Gelegenheit, mal wieder europäisch auszufliegen. Ich orientiere mich da an Nürnberg. Nürnberg, nicht Schalke. Das möchte ich gerne nochmal: Blind in Moldawien. In Fußballzusammenhängen Berlin und andere europäische Städte besuchen!
Die Mitfahrer vom Dienstag waren sehr beunruhigt, weil ich nach dem Spiel - außer der verbalen Torbegleitung "So, jetzt habe ich mehr Hochzeitstermine im Mai 2010" - fast eine halbe Stunde nicht (!) gesprochen habe. So kennt man mich wohl nicht. Ansonten ertrage ich ja mannhaft und nervenfrei die Ewigen Spielzeiten im Niemandsland 8 bis 12 (hoffentlich!). Mehr kann man in Mönchengladbach wohl nicht mehr hinbekommen. Nie wieder. Schad'.
Noch am Abend führte ich einen inhäusigen Dialog, quengelte herum, alles Shycé - deine Emma! verdammte Borussia, ich will nach Berlin, pipapo, und überhaupt: Meine zu früh verstorbene Mutter ist an allem schuld, hätte sie mir bloß nach dem verlorenen UEFA-Cup-Finale 1980 nicht gesagt, ja geradezu befohlen: "Der BMG-Schlafanzug bleibt an! Man steht gefälligst auch zu seinem Verein, wenn es mal nicht so läuft!" Hätte ich bloß NICHT auf sie gehört, ja, dann hätte ich jetzt nicht immer diese enervierende Gruppierung am Hacken. Habsch aber.
Und wir könnten auch mit so viel Geld und einem 50+1-konformen Gigageldgeber á la Manchester City Mißerfolg haben. Einfach: Weil wir es können. Verdammt. Und ich reiße sogar unschuldige Kinder mit in den Sog. Schön, dass wir drüber gesprochen geschrieben haben. Vielleicht sollte ich doch besser GOLF-Allesfahrer werden!
Euch einen erfreulichen Wahlsonntag, Euer Schomberg. P.S.: Wer nicht wählt, der ist ein Kölner! ;-)
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Interner Vermerk: Die vier Bandnamen dieser Ausgabe ("die häßliche Fratze des 'corporate football'", "Neururers Geisterfahrer", "diese enervierende Gruppierung" & "Golfallesfahrer") dringend für eine Kolumne verwenden. |