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Das "Passbild" oder: Doch in den Landtag, so kommst Du doch in den Landtag!
Jetzt sind auch schon wieder drei Wochen vergangen, in denen ich keine Zeit fand, neue Inhalte hochzuspielen, von angetippten Ideen auf ambivalenten Microbloggingdiensten ;-) einmal abgesehen. Es ist einiges passiert, neben der Stippvisite in Marburg zur Abschlusskneipe war Karneval im Rheinland (bedeutet: Altweiber stehen an der Kalker Kapelle Problemviertelteenies mit Alcopops an der KVB - aber es ist ja auch schon 07.04 Uhr), man besuchte die corpsstudentisch wichtigste Karnevalsfeier in der Bundesrepublik, mußte zum überschätzten Proletensport. Und ich habe mal Profilphotos machen lassen, um meinen Xing-Auftritt nachhaltig zu seriösieren. Im Mikroverteiler Sülz-Kalk-Hessisch-Lichtenau war dies Thema und das ZAG mailte mich im Vorfeld meinungsstark an:
"das kann echt nur heiko...das knipsen von nen paar paßbildern über ein halbes dutzend mails auswalzen, und dabei so klingen, als käme er aufs cover der nexten men´s vogue..."
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Was für ein grotesker Affront!! Nein, denn ich kann sogar eine Kolumne davon bestreiten. Neben Heinrich Heine kann niemand so viel an der Zweit- und Drittverwertung wie ich. Sag' ich mal so. Den völlig überschätzten Thomas Mann hierbei ausklammernd!
Am Day-after-Tomorrow-Aschermittwoch bin ich auf Empfehlung meiner Blaumützen zum Fotostudio Balsereit - Meisterbetrieb für Lichtbildnerei - der Name allein weiß schon zu gefallen - gegangen, die Kölner Corpsbrüder empfahlen den Laden als die Nummer 1 in Köln; er sei zwar hochpreisig, aber die Mitarbeiter & Photographen absolut kompetent und mit magischen Kräften und handwerklichem Können versehen, die auch aus der – O-Ton – „unphotogensten Fratze ein großartiges Bewerbungsphoto zimmern“ (Feter Paust). Das war eine klare Ansage, mir Marketing mehr als genug und auch mein Grund, dort hinzugehen.
Im Vorfeld also dort angerufen, den Termin vereinbart, die Kosten einigermaßen transparent zugerufen bekommen, also alles innerhalb der Parameter des Empfehlungsmarketings. Auf dem Weg dorthin, im lieblichen ÖPNV in der KVB-Prägart, Zeuge einer angeregten Diskussion zwischen zwei Mädels über "Hairextensions" geworden, die man "so rauspiddeln" kann. Die Namen der beiden "Nadine" & "Jennifer". Von der KVB lernen, heißt Leben lernen! Wenn die KVB und der U-Bahn-Bau nicht bloß die ganze Stadt zerstören würden....* Von außen wirkt der Laden recht unscheinbar, untergebracht im Erdgeschoß des Wiederaufbauverbrechens zwischen Neumarkt und Rudolfplatz genannt "Hahnenstraße". Sehr freundliche Mitarbeiter, ich war ein bisschen zu früh da, mir wurde sofort ein Kaffee plus Platznahme angeboten und ich wurde noch um einen Augenblick Geduld gebeten.
Auf dem Tisch des Wartebereichs ein Bildband über die “Photographie des 20. Jahrhunderts”. Gute Einstimmung. ;-) Man wird in Stimmung gebracht, die zwischen Kolumba-Haus, Chargesheimer und "Vanity-Fair"-Shooting changiert. Burlesk. Die Preise sind o.k. Was im Vorfeld nicht gesagt wurde - und ich tapste natürlich ganz parsifalesk mitten hinein: Zu den im Vorfeld avisierten Kosten kamen noch zusätzlich 60 Euro Lizenzgebühren für die Nutzung auf Xing! (oder vergleichbaren sozialen Netzwerken) dazu.
Ich war einfach zu ehrlich - das hat mich halt 60 Taler mehr gekostet. Aber dies ist ein Preis, den man gerne bezahlt. Ergriffensheitmodus an: Vor 20 Jahren war der Preis für Ehrlichkeit im anderen Teil Deutschlands ungleich höher! Ergriffenheitsmodus aus. Der Photograph war sehr, sehr gut, er hat mir alles erklärt, was ich wie machen / gucken / durchdrücken soll. Und, ja da spielen wir - mit Blick auf den Preis trotz oder gerade - in der Champions League:
Es ist und war unfassbar, was der Photograph an der Bildnachbearbeitung via Photoshop konnte! Ein Künstler. Der Pixelmichelangelo der Nuller Jahre. Unglaublich, was er dabei rausgeholt hat. Die ganze Prozedur hat insgesamt 50 Minuten gedauert. Und - neben der Freundlichkeit bei den Aufnahmen und der Dienstleistungsorientierung ("Ich bringe Sie noch zur Tür" und man hielt mir altem Mann sogar diese eben auf) - verstand der Photograph einfach sein Handwerk. Ich bin mit dem Resultat sehr zufrieden. Und das Zentrum Alternativer Geisteswelt auch, denn es schrieb:
"deine paßbilder sind wirklich sehr schön geworden. nicht so authentisch wie die ausm paßbildautomaten in willemshöhe, auf der rückfahrt vom spiel in berlin, aber ganz nett. [...] also, mit DEM bild kommst du glatt in den landtag...
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Um es mit Tommy Mann zu sagen: Dereinst in Kassel-Wilhelmshöhe war meine Coiffure eine einzige Wirrnis. Das war dann auch nicht mehr à la mode. Demnächst schreibe ich dann wieder über wichtige Dinge wie Lebensmitteleinkauf, Morgentoilette und Sodbrennen.
Beste Grüsse Euer Schomberg (z. Zt. Fastenzeit - man kann eine Abschlußkneipe auch mit alkoholfreiem Kölsch verbringen!)
*Diese Zeile habe ich am 03.03.2009 um circa 11.20 Uhr verfasst. |