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"Mit Ernst Jünger im Abenteuerland"
Ich schrieb einst:
Das 20. Jahrhundert hat vier große Romane hervorgebracht, an denen sich Schriftsteller und Wissenschaft gleichermaßen haben orientieren müssen: Musils "Mann ohne Eigenschaften", den "Ulysses" von James Joyce, die "Recherche" von Marcel Proust und "Ballfieber" von Nick Hornby. Ein Kanon von Büchern, die man gelesen haben muß, ist immer eine sehr subjektive Angelegenheit. Dennoch soll nach dem Inhalieren dieser Bücher nichts mehr sein wie vorher. So etwas wie Hermann Hesses "Steppenwolf" kann man als 19jähriger lesen und die Lektüre "verändert das Leben". Ich habe es vor einigen Tagen mal wieder an die Hand genommen und festgestellt, daß es mir nichts mehr sagt. Wie Thomas Mann gehört Hermann Hesse zu den überschätztesten deutschen Autoren.
In Bälde beginnt eine vierwöchige Ruhe- und Mussephase, auf die ich mich sehr freue. Und neben dem Rumlungern und der Sommerfrische auf afrikanahen Inseln, werde ich lesen, lesen, lesen. Und mir tolle Kolumnentitel ausdenken. Diese Ausgabe könnte beispielsweise "Auf der Borderline nachts um halb Eins" heißen, "Kandidatenauswahl im Hochseilgarten", vielleicht auch "Dosenbier & Abendgarderobe" oder "Flammendes Inferno - Engel über Berlin". Heißt sie aber nicht. Borderline ist deshalb nicht möglich, weil die Fußballsachkompetenz, die ich als Absteiger durchaus mitbringe (hö, hö) dort nicht vorhanden ist. So bewieß Lotte Lottmann wieder einmal unnachahmlich, dass er keinen blassen Schimmer von der "Fußlümmelei" hat, er schreibt in seinem Blog: "Stuttgart Meister geworden. Reines Glück. Hitzelsbergers Glücksschuß hat alles verzerrt. Eigentlich wurde Schalke 04 Meister." Jaja, Doppelherz ;-)) Was für eine fußballsachkenntnisfreie Aussage! Die ich zum Anlaß nahm, ihm zu schreiben, deshalb sollte ich ihn auch nicht zu sehr schelten, immerhin hat er meinen Kommentar, gespeist aus meinen Überlegungen in Kolumne 168 freigeschaltet und veröffentlicht! Da werde ich mir wieder jede Menge Ärger im ZAG Cölbe einhandeln, meiomei!
Mir fällt da gerade ein, das ich eine Ausgabe von "Schombergs Welt" dringend einmal "Das tragische Schicksal von Kalle Bartlewski" nennen sollte. Oder - als Referenz an den feinen Herrn Perrecy - "Sonnenschein auf gebroch'nem Menschgebein!".
Da mittlerweile alle ausflippen, habe ich das tolle Handkäsbild aus Ausgabe 8 entfernt. Ich habe es so geliebt, aber die Kolumne ist ein halbes Jahrzehnt alt und ich kann nicht mehr erinnern, ob es mir gehörte. Verrückte Zeiten das..... deshalb habe ich es an Pfingsten auch durch ein recht aktuelles Handkäsbild ersetzt, das ihr dort, am Fuße der Ausgabe, findet. Ich habe als Versuchsballon mal meine ersten Bilder zur - möglichen, ja möglichen - Kolumne "Toilettenpapierskulturen" (mein Beitrag zur Documenta 12einhalb) auf StudiVZ hochgeladen, wo sie schon positiv rezensiert wurden. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob dieses akademische Umfeld dafür richtig ist oder ich noch einige Studien dazu treiben sollte...
Heute vor einem Jahr begannen die ersten Volunteerschulungen für das "Sommermärchen". Die Zeit der WM war wirklich großartig, aber was mich immer noch am meisten berührt, war dieser Dialog, der mir zeigt, wie schlecht beleumundet Lesen in einer digitalen Gesellschaft ist:
Dialog am Dienstboteneingang: Ich werde vom Wachdienst kontrolliert, gefragt, "Können Sie Ihre Tasche öffnen?" "Klar." "Was ist das?" "Eine Zeitung, die FAZ." "Wollen sie etwa ein Feuer legen?" "Nein, ich lese." "Ich lese manchmal auch. Gehen sie schon 'rein!"
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Lesen ist eine potentielle Gefahr, zumindest kann es für Ver(w)irrung sorgen, ich habe es immer gewußt! Ich bin immer noch sehr traurig, dass das alte Handkäsbild futsch ist, ich finde noch nicht einmal eine Sicherungskopie, denn es konnte Emotionen auslösen:
"Wo um alles in der Welt hast du dieses ekelerregende Handkäs-mit-Musik-Photo aufgetrieben? Ich liebe dieses Gericht so sehr [...] und solch ein Photo hat diese Kulinarie NICHT verdient!!! Sieht ja aus wie karzinöse (?) Stierhoden mit 'ner Scheibe Trinkerleber als Beilage. Mann, ist mir schlecht..." (ZAG Cölbe, 2002)
Tempus fugit. Wenigstens habe ich mittlerweile schon 90 Prozent meiner möglichen Urlaubslektüre zusammengetragen, viel Unterhaltungsliteratur (Kerstin Grethers "Zuckerbabys" und Ihre Artikelkompilation), aber auch grosse, antiquarisch besorgte Werke wie Wagner, Christoph, "Fast schon Food", Campus-Verlag (sic!) Frankfurt / Main und New York 1995 und Pini, Udo, "Das Gourmet Handbuch", Hamburg 2005/2007. Und ich hoffe, mich über Seite 29 von "Am Pool" von diesem französischen Politologen hinaus zu bewegen, in dem korrespondierenden Umfeld habe ich vielleicht 'ne Chance. Oder ich nehme mir einfach auch mal wieder "Auf den Marmorklippen" zur Brust, in der Hoffnung, es endlich mal zu verstehen: Ernst, führe mich ins Abenteuerland!
Wie hieß es am Pfingstsonntag im Pro-7-Blockbuster "Die Vergessenen": "Ich lese." "Sie sind ein verdammter Snob!". O.K., verstehe, wenn die "Software für Snobs" (Henning Ahrens) wirklich eine solche Gefahr darstellt, ein modisches Fundamentalverbrechen, ja dann eben SCHREI(B)EN!!!!
Plane mit "tostao", dem Menschen der, wahrhaft meisterliche Dialoge verfaßt, eine Köln-Kolumne. Die genaue AUSFALTUNG bedarf noch einer tieferen Diskussion, als URL schebt mir www.kraftgesang.de vor. Eine Miniatur, die seine Meisterschaft unterstreicht, hier: "Gehe ab morgen nachmittag so für knapp 10 Tage offline. Wir haben uns gegenseitig versprochen, keine Notebooks mit in die Ferien zu nehmen. (Ich weiß, ungeheuer yuppiesker Satz!) Stattdessen nehme ich meine Mutter mit." Schön. Was bewegte noch? Der Alte ist Pokalsieger. Der Glubb ist mir völlig schnuppe, aber für Hans Meyer freut es mich ungeheuer!
Aus der Welt der Gebrauchstexte, die Wenige interessieren, grüßt pfingstlich Euer Schomberg.
P.S.: Zweiter Kalker Kaffee am 01. Juni 2007 um 20.30 Uhr im bekannten Lichtspielhaus!
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