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Sommer, Sonne, Namensgebung



Marburg zeigt sich im Sommer wirklich von seiner besten Seite. Spätestens im Herbst kann einen die Lage im Talkessel semi-trübsinnig machen ....

 

Es ist Freitag, der 26. Juli 2002 und ich begrüsse Euch zur dritten Ausgabe von "Schombergs Welt". Bis dato habe ich noch kein Feedback auf die Kolumne erhalten, das Thema "SV-Liebchen" hat jedoch zu der ein oder anderen Diskussion im Forum geführt. Und sollte ich als Mitglied des "Vereins Deutsche Sprache" nicht besser "Reaktion" statt "Feedback" schreiben? Diese moderne Welt macht einen ganz kirre. Und auch das Arbeiten in der Consulting-Scene führt nicht zwingend dazu, weniger Anglizismen zu verwenden....

Manchmal bin ich ein wirklicher Kopfnewbie! Da bewege ich mich schon so lange im Netz und gebe dann doch das Greenhorn und zeige eine unterdurchschnittliche Leistung an der Distanzierung. In den ersten beiden Ausgaben vergaß ich etwas zu erwähnen resp. zu schreiben, was ich hiermit gerne + verschämt nachhole:

 

Standarddisclaimer - Die Inhalte und Verknüpfungen auf "Schombergs Welt" verantworte ganz alleine ich und die Meinung des Autors gibt auch nicht die Meinung des Bundes (d.h. des Corps Suevia-Strassburg zu Marburg) wieder, o.k.!?

 

So, das wäre hiermit erledigt, vielleicht hält es ja auch einer etwaigen Plausibilitätsprüfung durch unsere Juristen innerhalb der AHAH stand ;-)

 

In Marburg sind Sommersemesterferien, alles geht seinen beschaulichen Gang. Die Aktiven werden in Bälde mit der Renovierung unseres anheimelnden Zweckbaus in der Leopold-Lucas-Straße 11 beginnen und konzentrieren sich ganz auf die Erholung und das Refill -uuups, natürlich das Aufladen ihrer Batterien, um mit neuen Kräften, neue Menschen für's Corpsstudententum zu begeistern.

Ich weiß nicht, welche Position Tita von Hardenberg (Tja- Madame Lothringen-Habsburg hätte ohne die 1918er-Österreichmodifikation einiges an der Thronfolge gekonnt) zu Korporationen einnimmt. Sie schrieb vor kurzen sehr treffend in der ZEIT (das war wohl mein Outing als Krypto-Liberaler), "Es ist erschreckend, was ein bisschen Sommerhitze aus Menschen macht." Sie hat so unglaublich recht - wie ein Blick in unsere Innenstädte beweist, sobald es heißer als 20 Grad Celsius wird. Was man da an modischen Verbrechen unserer Geschlechtsgenossen wider die Menschlichkeit sehen kann, macht mich wirklich betroffen. Anders, als durch das abgenudelte Wort "betroffen", vermag ich meine Gefühle diesbezüglich nicht auszudrücken. Auch ich war kurz davor, einer grotesken Geschmacklosigkeit anheim zu fallen und wollte mir einen Knickerbockeranzug zulegen. Eine Kurzkältewelle Mitte Juli konnte mich von dieser kognitiven Dissonanz befreien. Doch der Sommer in Marburg hat seine durchaus angenehmen Seiten, wie ihr wißt - schön ist es aber auch in Franken.

Ich werde am 03. August 2002 mit meiner charmanten Betreuerin nach Würzburg - zum 30. Geburtstag von Kartellbruder Wohn II - fahren und danach sicherlich überreichlich neue Ideen für diese Kolumne haben. Wir haben uns das Wochenende reserviert, damit ich Tanja auch etwas von Würzburg - jenseits des Bürgerspitals - zeigen kann, nämlich die Residenz, das Sternbäck und das Bayernhaus ;-)

Vom Main an den Rhein - oder die Niers, wie beckmesserische Leser anmerken könnten: Langsam aber sicher macht mir meine Geburtsstadt Mönchengladbach angst und bange! Vor einigen Wochen sprang ein hochalkoholisierter, nackter Mann auf einen Laster, gebärdete sich wie Tarzan und erklärte auf Nachfrage der Polizei, er habe das Geld für das Taxi in die Innenstadt sparen wollen. Am 22. Juli 2002 lese ich im Boulevardprodukt aus dem Hause Springer, daß ein Siebzehnjähriger in MG nachts einen Bagger stahl, durch die Innenstadt fuhr und auf Intervention der Sicherheitskräfte sagte, er wolle ich auf seinen kommenden Beruf als Baggerfahrer vorbereiten. Das nenne ich mal eine gelungene "Berufsorientierungsphase". Das Rheinische ist "weniger eine Realität an sich als eine Idee", wie schon Franz Norbert Mennemeier sagte. Langsam kann man aber an den Realitäten verzweifeln.

Namen und die Namensgebung sind ja auch immer Ausdruck einer inneren geistigen Haltung. Auch hier gibt es Zusammenhänge zwischen der PISA-Studie (irgendwie sind es immer die gleichen Themen, um die mein Denken kreist - naja, ich bin ja auch schon über 30 Jahre alt und damit a priori unflexibel) und der Vergabe semi-kreativer Namen.

Neulich auf dem Kinderspielplatz der Herzen:

 

"Spring nicht in die Pfütze, Jessica-Jaqueline!"

"Mach' Dich nicht schmutzig, Kevin-André!"

"Nimm' Dein Pausenbrot mit, Dennis!"

"Komm' endlich her, Bronco!"

"Mach' Hondos Matrosenanzug nicht kaputt, Marleen"

"Schlag' nich' den Hauptschullehrer, Raiko!" [usw.]

 

Manchmal möchte man das Vergessen in der hippen Modedroge Licher suchen. Oder anders ausgedrückt: "Begrabt mein Herz an der Biegung der Theke!" Trotz der Suspension von Brandeburgia-Berlin zu Cleveland / Ohio, wird auch an amerikanischen Unis weiter getrunken. In einem Spiegelartikel über den Alkoholkonsum us-amerikanischer Studenten, wird vor den Gefahren gewarnt. Besonders perfide: "Am Freitag gibt es künftig mehr Prüfungen, um den traditionellen Partyabend am Donnerstag auszutrocknen".

Gefahr erkannt - Gefahr gebannt. Eine akademische Ausbildung ist im Zeitalter der Globalisierung leider nicht mehr automatisch das Ticket für eine anspruchsvolle Tätigkeit. Für diejenigen, die sich erst bis zum Erhalt des Traumjobs über Wasser halten müssen, z. B. mit einer Vakanz in der Systemgastronomie, findet sich hier ein interessanter Simulator zur Herstellung von Burgern. Passend dazu, und ebenfalls sehr unerquicklich, sind die Zahlen einer aktuellen Untersuchung, nach der 25 Prozent der Studierenden ihr Studium ohne Abschluß abbrechen.

 

A propos Feedback auf die Kolumne: Von Liebrecht erhielt ich eine "Strompost" zum Thema "Tresengespräch" - ich will sie euch nicht vorenthalten: "Lieber Heiko, wenn ich mich richtig erinnere, sind unsere Tresengespräche, vor allem zu weit fortgeschrittener Stunde, intellektuell ! Das war doch in der Vergangenheit neben Fechten & Feiern unser Markenzeichen. Wir können eben alles gleichzeitig, in den konkurrierenden Zielen liegt für uns als Schwaben eben kein Konkurrenzverhältnis sondern ein Multiplikatoreffekt. Gruß Liebrecht".

Wie schafft es dieser Mann bloß immer wieder, die Wahrheit so pointiert darzustellen!

Und außerdem: Schomberg, aufwachen und den akademischen Anspruch verinnerlichen. Natürlich befinden wir uns derzeit in der vorlesungsfreien Zeit und nicht in den Ferien....doch das Haus gewinnt im Sommer sehr durch den Garten, nicht wahr?! Im aktuellen Standardwerk über Verschwörungstheorien bin ich unter dem Stichwort "Netzer" noch nicht fündig geworden. Vielleicht hat AH Stumpf ja Beweise für die Untermauerung meiner Roboter-Theorie....

 

Am 22. September 2002 wird gewählt. Da mir als Corpsstudent - im Gegensatz zu den Burschenschaften - die Hände selbstgewählt gebunden sind, was eine Wahlempfehlung angeht, sage ich nur: Bastelt euch euren Kanzler doch selber - und zwar auf dieser Seite! Aber wie ich stets im Thekendiskurs herausarbeitete: "Demokratie heißt Wechsel!"

So, ich mache mich jetzt auf den Weg zu Spefuchs Loetz II, um ihm etwas gefährlichen Unsinn und Latein beizubringen, lade die Datei hoch und wünsche Euch einen schönen Tag, Euer Schomberg.

 

P.S.: Es existieren zugegebenermaßen wenig vorteilhafte Photos von mir. Aber es gibt keines, das mich mit Moritz Hunzinger zeigt. Der muß jetzt in den sauren Apple beißen. Vielleicht kann ich ja doch noch Karriere machen....

 

P.P.S.: Ich freue mich über jeden Leser! Aber Vergleiche mit Pop"literaten" (ob zutreffend oder nicht), werde ich zu ahnden wissen, M.E.! Auch wenn Du Unterschlupf in Irland suchst....

 

P.P.P.S.: Ich suche immer noch einen gebrauchten Cordanzug (hellbraun oder schwarz) in Größe 54! Angebote oder Links auf eBay-Auktionen bitte an die bekannte eMail-Anschrift!