Mit einem Taxi nach Montauk!"Am Stück geschrieben. Zeitungen gekauft und mit den Sonntagszeitungen in der Küche gesessen und Suppe gegessen und dann gedämmert und notiert. Je mehr man aufschreibt, um so mehr merkt man, über was alles man NICHT schreibt. Ganz automatisch, weil man nicht darauf käme, oder aus Entschluß. Weil das bei jedem was anderes ist, das Ausgesparte, wächst der Kosmos des noch zu Sagenden immer noch weiter. Hört das nicht auf, daß man Spaß daran hat, gespannt zu sein auf das Neue, was es zu lesen gibt." (aus: Abfall für alle. Roman eines Jahres von Rainald Goetz)
Willkommen zur 17. Ausgabe von "Schombergs Welt"! In den Zeiten der Depression kann manch' Erlebnis doch ein kleines Glück bedeuten. Beispielsweise, daß nach der Freitag-Vortrag-dann-waren-durstige-Normannen-da-auf-Samstag-durchgemacht-TOUR, der Lenker von Wagen 12 am Sonntagabend, beim Saubermachen, mein Mobiltelefon fand! Yeah! Unicar - my way! Jetzt bleibt im proust'schen Sinne nur noch die Recherche nach dem verlorenen Pullunder.
Um in gewissen subgeliebten"Arbeitszusammenhängen" intellektuell nicht völlig auszutrocknen, muß man sich zur Lektüre zwingen. Zum wiederholten Male lese ich Frischs "Montauk", habe mir von Tanja eine neue, jungfräuliche Ausgabe besorgen lassen, ziehe damit zeitgleich meinen Hut vor Grandmaster Unseld ("Der Mann, der die Bundesrepublik war") und der Suhrkamp-Kultur; damit habe ich ferner die Möglichkeit, mit dem Stift lesend, neue Zitate zu erarbeiten, "die nichts über mich und mein Leben sagen" (nach Morrissey). Hier also ein paar...
Lesefrüchte aus Montauk:
"So bin ich selber, Leser, der einzige Inhalt meines Buches; es ist nicht billig, dass du deine Musse auf einen so eitlen und geringfügigen Gegenstand verwendest."
"Es stört ihn, daß immer Erinnerungen da sind."
"Gegenwart bis Dienstag."
"Wenn sie nebeneinander stehen wie jetzt: Die sonderbare Gegenwart zu zweit."
"Ich sage der amerikanischen Öffentlichkeit: Leben ist langweilig, ich mache Erfahrungen nur noch, wenn ich schreibe."
"Es kann sein, daß mich Kunst nichts angeht, wenn ich allein bin."
"My greatest fear: repetition."
"White Horse: der Schriftsteller scheut sich vor Gefühlen, die sich zur Veröffentlichung nicht eignen; er wartet dann auf seine Ironie; seine Warhnehmungen unterwirft er der Frage, ob sie beschreibenswert wären, und er erlebt ungern, was er keinesfalls in Worte bringen kann. Diese Berufskrankheit des Schriftstellers macht manchen zum Trinker."
"Es mehren sich die Toten als Freundeskreis."
"Ich möchte wissen, was ich, schreibend unter Kunstzwang, erfahre über mein Leben als Mann."
"Diese Obsession, Sätze zu tippen -"
"In diesem Augenblick möchte ich sterben dafür, daß ich mich ein mal verständlich machen könnte, ohne Forderung."
"Im übrigen geschieht nichts, was nicht schon geschehen ist."
"Der Name, den er bei seiner Geburt bekommen und ein Leben lang als Unterschrift verwendet hat, bezeichnet eine öffentliche Wirkung und hat sich von der Person abgelöst."
"Ewig sein: gewesen sein."
"Ich möchte erzählen können, ohne irgendetwas dabei zu erfinden. Eine einfältige Erzähler-Position."
"Die Literatur hebt den Augenblick auf, dazu gibt es sie."
"Ich lebe stets in Unkenntnis der Lage."
"Ich lebe nicht mit der eignen Geschichte, nur mit Teilen davon, die ich habe literarisieren können."
"Ich habe mich selbst nie beschrieben. Ich habe mich nur verraten."
| | | Das aktuelle "Wort der Woche" - aus der Werbung - lautet Warmer Tassenpudding Die Operation Mindfuck schreitet fort und fort! Es schlug die Ausdrücke "singender Klodeckel", "Zickenalarm" und "gläserne Nahrungskette" um Längen! |
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Als Parallellektüre zu Montauk habe ich in einem Tag das Buch "Oh, wie peinlich. Psychologie der kleinen Mißgeschicke." von zwei Kommunikationswissenschaftlerinnen ein- und durchgezogen! Anhand exemplarischer öffentlicher und privater Fallbeispiele, wird Peinlichkeit - im Rahmen individueller und anerzogen-kulturimmanenter Bezüge - dargestellt. Klingt langweilig und nach Wissenschaftsjargon - ist es aber nicht! Wie stets gilt: Bücher ohne Lamento sind gute "Ratgeberliteratur"! Hilfreich insbesondere für die Anhänger und Anheimfaller der alterslosen Generation "Sozialkater".... und danach erstmal 'ne virtuelle Kaffepause bei http://www.netzkaffee.de/. Fast wie bei Jarmusch, wie DJO richtig anmerkte!
Das Beste verstaubt sowieso immer im Archiv, net woar?! Dort hätte auch der nachfolgende Beitrag bleiben können. Denn sehr "interessant" (im US-amerikanischen Sinne) waren diesmal die "Briefe an die Leser" in der aktuellen Printausgabe der Titanic. Da ich als überaus fauler Abtipper bekannt bin, war ich sehr froh, daß sie diese mittlerweile auch online einstellen. Ich zitiere:
Als, unbekannter Burschenschaftler,
wir uns neulich zu Recherchezwecken mal so beim "Corps Baltica-Borussia Danzig zu Bielefeld" herumtrieben, standst Du im besten Burschenschaftslook inkl. Käppi und Schärpe ekstatisch auf der Tanzfäche und sangst einen Schlager der derzeit so schwer an- wie wohl bald schon wieder weggesagten Popsängerin Pink lauthals mit. Die Zeile, die Dich, lieber Bursche, immer zum intensivsten Gefülsausbruch trieb, lautete: "I wanna be somebody else!" Das glaubten wir Dir gern. Entsprechend schien Dir bei Queens "Bohemian Rhapsody" die Botschaft "I sometimes wish I'd never been born at all" am ehesten mitsingwürdig; und so möchten wir Dir bei der Gelegenheit den guten Morrissey ans, öhöm, Herz legen: Denn Dich in vollem Wichs und mit glasigem Blick "There is a place, a place in hell reserved for me and my friends" schreien zu hören, das fände dann doch kolossal:
Titanic [Originalquelle]
Ich habe es immer gewußt! In einer Stadt, die es nicht wirklich gibt, werden Burschenschafter auch noch bei Corps aktiv! Wie bemerkte Carl in einer eMail so treffend dazu: "(...) UND burschi :-p-bashing hinternander, da hat sich die titanic aber vieeeel freunde gemacht, bei uns beiden *ggg*. und dann auch noch ausgerechet MORRISSEY gegen die burschis in stellung zu bringen - unbezahlbar ...man könnte meinen, du habest 'nen intimfeind in der redaktion..."
Niemand hat vor eine Mauer zu bauen.... Und datt Pamphlet habe ich seit sieben Jahren im Abo... ich wollt' ich wär' Romantiker! Dann würde ich mich nicht nur auf das alljährliche Muurejubbel-Essen zum Beginn der jlabbacher Session freuen, sondern hätte immer ein gültiges VRR-Ticket für den Großraum Mönchengladbach in der Brieftasche. Besser als das Tragen von kleinen Hasenkieferchen als Krawattennadel ist das zwar nicht - und auch nicht deutlich origineller, aber immerhin ästhetischer als dieses German Gutmensch Celebrity Match: Grönemeyer versus Westernhagen!
One-on-one gegen Two-on-two:
Zwei Wortspiele (angeblich "Witze"), die wir auf keinen Fall mehr hören wollen: "Aus Spaß wurde ernst - Ernst ist heute 2 Jahre alt" und "Er heißt 'Waldemar', weil's im Wald geschah!". Zwei Worte der Kindheit, die ein wohlig-flauschiges Gefühl in mir auslösen und die wir wieder im Sprachgesbrauch ständig genutzt wissen wollen: "Tintenkiller" und "Ratzefummel". Wo wir gerade beim heiteren Assoziieren sind: Mein bevorzugter Staatsmann für die "Nuller Jahre" wäre und bliebe Franz-Joseph Beuys - aber man(n) kann nicht alles haben! Vielleicht könnte dieser Klon aus den bekannten Teilen Deutschland retten. Die Antwort auf "Ich, ich - und immer nur ich" und Umsetzer dieser Forderungen:
http://www.welt.de/daten/2002/10/27/1027wi364790.htx ???? Dank an Frank für den Lank!
Euch nach den anstrengenden Tagen ein schönes + erholsames Wochenende und 'ne ruhige Woche, Euer Schomberg.
P.S.: Von Dieter Bohlens "Nichts als die Wahrheit" haben sich mittlerweile mehr als 500.000 Exemplare (sic!) verkauft. Der Buchandel dankt's - und doch macht's mich Kopfschütteln!
P.P.S: "Mölli", tut mir leid, daß ich Dich alleine für die Niederlage meiner Wunschkoalition verantwortlich machte! Aufgrund der aktuellen Ereignisse, entschuldige mich hiermit in aller Form, Herr Möllemann!!!!
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