| |
Wenn man jung ist, bekommt man zuviel vorgelesen!
Tja, ob des Wörklohds habe ich es dieses Jahr leider nicht zur Buchmesse geschafft, was ich als Reduzierung der qualitativen Frei-Zeit empfinde. Anders herum: Die Kernthemen der Buchmesse waren bei weitem nicht so spannend, wie im Frankfurt des Jahres 2005. Und das, ja das antikapitalistische Manifest der Bilderbuchszene war ja schon vorher bekannt: Dr. Brumm versteht das nicht! Dieses Bilderbuch, das den kapitalistischen Fernsehrechtemarkt kindgerecht transportiert, ist ein hochkritisches Werk, welches in totaler Gegnerschaft zu den ganzen "Sommermärchen"-Romantiken steht. Mit einer Rezensionsperle, der Auseinandersetzung des ZAG mit "Dr. Brumm versteht das nicht" von Daniel Napp, ging ich bis dato sehr zurückhaltend um, aber nun wird es Zeit, dass ich sie Euch präsentiere:
Die Kernfrage: Hast Du meine Fussballspieler gefressen?
Dr. Brumm versteht das nicht! Ich statt dessen ein buch gekauft (quelle surprise...), "dr. brumm versteht das nicht", eine brilliante parabel in bildern auf die entfremdung des menschen vom fußball durch das fernsehen sowie die künstliche verknappung der ressource fußball durch das pay-tv.
schon der eingangssatz kanns an kraft und wucht mit dem kommunistischen manifest aufnehmen: "dr. brumm macht das, was er jeden samstag macht... fußball schauen". dann schlägt das fatum zu: "in der flimmerkiste ist nichts mehr drin. kein fußball, kein fußballfeld, und erst recht keine fußballspieler". und das versteht dr. brumm nicht (wer wollte es ihm verübeln? geht uns doch allen so!). nach einer odyssee über dächer und felder bringt dr. brumm mit hilfe der biber (pro 15.30!!!) das ganze wieder zum laufen ("der samstag ist noch nicht vorbei!" erkennt er hoffnungsvoll) - nur um festzustellen, daß seine geliebten fußballer "jetzt im kreis herum fahren" - der fußball ist durch autorennen ersetzt worden (premiere! arena! neuer fernsehvertrag!).
kein happy end also. tragisch, faustisch, deutsch. ich denke, da muß die kleine zoe durch. werde das buch samstag gleich nach der sportschau mit ihr durcharbeiten. ja, es wird tränen geben, aber das leben ist nunmal kein ponyhof.
Nachtrag vom 10.03.2006: vor 'dr. brumm macht das....' könnteste noch ein 'der bär' einbauen. dr. brumm ist nämlich ein bär. habe das buch nicht nach der sportschau mit z. durchgearbeitet, sondern ihr gleich 5 minuten nach meiner ankunft vorgelesen, weil sie so neugierig war. insbesondere die undurchsichtige rolle der amsel auf dem dach schien ihr bedenkenswert.
[Der unredigierte Originaltext findet sich hier]
|
|
|
|
Und während ich hier - nach der Wochenendarbeit - diese Improausgabe einstelle, könnte ich in einer idealen Welt in der Messe zu Frankfurt / Main rumlungern, und abgefingerte Buchmessenexemplare abgrasen, beispielsweise den neuen Dijan, der wohl wieder was kann. Wie immer spielt "Phantomschmerz Deutschland oder Krabben im Hotel" oder die Nachfolgeerzählung "Unerkannt Geisteskrank - Die Rückkehr in Ostseeheilbäder" auch diesmal keine Rolle. Ich verlottmanne total! Vielleicht werfe ich mal ein Fitnessbuch auf den Markt, über diese kewle neue Trendsportart "Pilatus", so 'ne Art Hardcorehändewashing, bei dem innerhalb von 15 Minuten zackiger Instrumentalmusik - insbesondere bei pilatusing überm Kopf - bis zu 15.000 Kalorien verbrannt werden. Ob ich mit dem Buch bei der 2007er Messe dabei bin, halte ich für mehr als fraglich.
Es bleibt dabei: Das Leben ist kein bunter Teller / Ponyhof / Butterfahrt / Auswärtssieg, Euer Schomberg!
|