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Vorwärts nimmer - rückwärts immer!Sonntagfrüh aufgestanden und festgestellt, dass der "Internationale Frühschoppen" mit Werner Höfer gar nicht mehr kommt. Wahrlich verrückte Zeiten! Tags darauf der Mo.-Fr.-Printgottesdienst, voller Freude gelesen dass wenigstens FJ Wagner Dittsche verstanden hat. Allein dieses "Ihr Bademantel ist eine unüberbrückbare Kluft zwischen Reich und Arm." Das macht ihm einfach keiner, keiner, keiner nach. Keiner. Unglaublich. Und nachdem das ZAG als "Anregung" wieder online ist, kann ich Euch auf das hier hinweisen, eine Artikel im SPIEGEL, in dem Lottmann etwas über den Sänger von Tokio Hotel schrieb: "lotte sieht bill als 'die liz taylor unserer zeit', und lotte hat - wie du weißt - IMMER recht." Ich habe den untrüglichen Beweis, dass Lottmann eben nicht immer recht hat, denn: Ich bin Mitteleuropa ;-)) Und ich habe mich in letzter Zeit viel mit den Theman "Wir werden immer jünger - wir werden nicht erwachsen", "Das Wissen der 35-Jährigen" etc. pipapo auseinandergesetzt. Alles Hundsfottalarm galore! Wir müssen uns an das Gute, Wahre, Schöne erinneren. Aber ab und an muss ich auch den Götzen der Modernität dienen und, naja, in meinem Urlaub wollte ich ja viel lesen, mir also die "Software für Snobs" zuführen. Habe es gerade auf vier Stück gebracht. Aber nach der Lektüre von Ahrens' "Langsamer Walzer" (317 Seiten in 4 1/2 Stunden), war mir einiges klar:
1) Ich sollte keine Erstlingsromane von Lyrikern lesen. Ich verstehe sie einfach nicht. Obwohl das Buch sehr gut war, toll noch einmal, kurz vor Schluss den Unterschied zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung herausarbeitete und mich partiell an 'ne SciFi-Version von Ransmayrs "Morbus Kitahara" erinnerte. Das Buch löste Köpfleingrimmen aus. Aber vielleicht muss das so sein.
2) Ich habe eine atemberaubende Lesegeschwindigkeit - es langte am gleichen Tag noch für den Beginn von Lottmanns "Zombie Nation", diesmal mit dem Stift gelesen und analog den Links folgend, nachdem ich sein Manifest der kritiklosen Schröderverehrung, abgeschmeckt mit katholischen Erweckungsphantasmen auf dem "WJT, nach der ersten Querlektüre noch einmal knapp sieben Monate abhängen liess.
3) Ich finde "Auktoriale Erzähler" unglaublich dämlich. Das hat mich erst kürzlich, 1989, bei Milan Kunderas "Unerträglicher Leichtigkeit des Seins" enorm genervt. Allwissenheit langweilt Leser. Alleine die Erklärung auf "Der Lehrerfreund" zeigt & beinhaltet alles, was ich am A.E. so beleidigend für den Intellekt des Lesers halte...
4) Mittlerweile kostet ein Big Pack Luckies 5,35 EURO. Das ist erschütternd!
Es ist m.E. existentiell wichtig, sich ZEIT für Bücher zu nehmen. Angesichts der ganzen Zeitdiebe, wird dies aber zunehmend schwieriger. Oder wie es der zeitgenössische Philosoph Effjott Wagner ausdrückte: "Ich glaube, dass diese Langweiler uns die Zeit stehlen. Kurz die 10 größten Zeitstehler Deutschlands: 1. Gewerkschaften, 2. FC Bayern, 3. Wowereit, 4. Günter Grass, 5. Kinderschokoladen-Moderator Tom Buhrow, 6. US-Trainer Klinsmann, 7. Ex-Team-Chef Völler, 8. Siemens, 9. Heiner Lauterbach, 10. Udo Walz. Ein Tag ohne all diese Leute wäre ein 25-Stunden-Tag. Die Illusion der Winterzeit." Die Welt hat sich echt verändert. Eben war eine Kollegin so nett, mir einen Schokoriegel aus dem Bistro (=Kantine) mitzubringen, und ich bat sie, sich vom Restgeld zwei "Bazooka Joe" zu kaufen. Es ist unglaublich: es gibt kein Bazooka-Joe mehr! So kann ich nicht arbeiten. Zur Entspannung im Urlaub gemalt und collagiert - die Kippenberger-Ausstellung scheint irgendeinen Schalter bei mir umgelegt zu haben.
Dann war da noch die Sache mit dem Designerkleiderschrank. Nach umfassender Marktanalyse, dem begutachten der Kleiderschankanbieterszene (national / international), der Mitnahme von vier Pfund Prospekten, nach Situationen der Verzweiflung (Wir sind alle - in der IKEA-Falle!) und dem selbstgewählten Untergang im Hades des PAX; ja, nach mehrmaligem Besuch im Möbelhaus Flamme (heisst echt so!), habe ich dann eine Liste mit "Pain" und "Gain" re: Kleiderschrankkauf erstellt. Nach umfangreicher Sichtung des Materials entschieden wir uns, den Erwerb zu forcieren. Als die vertriebsorientierte Dame vom Möbelhaus - am Tag der Tage - uns gefühlte 5.000 Schränke zeigte und wir subwayesk zu viele Entscheidungen treffen mussten (Innenleben, Türen, Form, Farbe, allerlei!) und nach der Managemententscheidung für ein Produkt die Gesamtkosten ausrechnete, stellte ich nochmal meine Lebensferne unnachahmlich unter Beweis, als ich sinngemäss meinte: "Ja, ich habe morgen und Freitag noch frei, es wäre toll, wenn die Herren dann den Kleiderschrank liefern könnten!" Die Verkäuferin lachte, riss sich dann schnell zusammen, antworte mit Leichenbittermiene: "Wir hoffen sehr, es klappt noch vor Weihnachten, vielleicht liefern wir den Schrank noch in der KW 51, das ist eine Woche vor Weihnachten!". Stille. Und aber Hoffnung, denn manchmal gibt es noch Aussagen, die sogar Martin Heidegger zur Ehre gereichen würden, so z.B. Gigawagner über die Uhrenumstellung: "Ich war eine Stunde früher als sonst". Oh Gott, welch grosse und hilfreiche Worte in dieser ach so düsteren Zeit! Ich kann mich nur wiederholen: Die Welt fing an scheisse zu werden, als Big Macs nicht mehr in gelber Styroporverpackung verkauft wurden!
Kein Bazooka-Joe mehr, kein Internationaler Frühschoppen, der Kleiderschrank kommt erst kurz vor Weihanchten - ich werde jetzt wieder mehr lesen als schreiben, lesen lassen, naja...
.... es gibt viel zu tun, "Tolle Bandnamen (III)" liegt ja auch noch an, Euer Schomberg.
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