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Wer schreibt, bleibt!
Irgendwie hat die Wirkung - das Placebo - der "Ersatzweltmeisterschaft" schon am Dienstagmorgen danach aufgehört zu wirken. Und auch wenn man den Proletensport Fußball "doof" findet... letztendlich ist es doch so, platitüdenhaft ausgedrückt: "Wie man's schreibt, schreibt man's verkehrt!" Teilweise werden Kolumnen dann von prominenter Stelle mit den Worten "Haste schön geschrieben, wie immer" gelobt und man ist dennoch nur subzufrieden. Die härtesten unter den Deadlinereißern ziehen sich in den Schützengraben zurück und sagen "Ich tät ich auf der Stelle das Schreiben einstellen und mich künftig nur noch durch Wachsmalstifte kreativ ausdrücken." Kann man machen, aber ich kann besser Nichtschreiben als Nichtmalen...
Im Zeitalter von Web 2.0 schreibt man zuviel. Wenn man jung ist, schreibt man zuviel. Unlängst versuchte ich, ein wenig polemisch, den französischen Film, wie er sich mir als Heranwachsendem darstellte, pointierter zusammenzufassen. Ich schrieb: "Seufzer, jemand wird überfahren, irgendjemand erschießt unabsichtlich den Hund, alle traurig, alle auf Rotwein." Darauf hin klingelte es aus Cölbe: "Wäre ich mal tatsächlich gezwungen, die mittlere, klassische, Phase des Werkes von Claude Chabrol in einem Satz zusammenzufassen, dann wär´s dieser. du glaubst gar nicht, wie TREFFEND das ist.". Als ob ich nur ein Jota von französischer Filmkunst verstünde. Ich bin ja froh, wenn ich den unguten Politoproporzkram bei der EADS verstehe...
Manch Feedback hat man sich selbst zuzuschreiben, oder wie es unlängst hieß: "Wer sich in den Sumpf des Handball-Populismus begibt, kommt darin um." Ich sollte vielleicht einen Kriminalroman schreiben: Zwei verwahrloste Stöppke sprechen einen Endvierziger an, weil sie eine Zigarette haben wollen, er lehnt mit harschen Worten ab, da die beiden knapp zehn Jahre alt sind; aber da sie aus schlecht beleumundeten Gebieten kommen, antworten sie mit einer Schimpfkanonade, die ich hier nicht wiedergeben kann und möchte und dann beobachtet er die "Kinder", wie sie ein Fenster im Kiosk um die Ecke einwerfen und in diesen einsteigen. Dann autodebilisieren sie in Minutenschnelle, verlieren Teile ihrer Beute, nein, wahrscheinlich legense noch ne Spur mit Lakritzschnecken auf die andere Straßenseite...
So wie damals "A." (Jlabbacher Kutte) bei seinem legendären Einbruch in meine Lieblingspommesbude in Windberg, als er in den 10-l-Eimer Curryketchup tapste, natürlich war Winter, und die Polizei ihn in der elterlichen Wohnung stellte?! So was in DER ART? Noch zwei Jahre der Verblödung in den Medien und dann werden Rösner und Degowski im Prekariatsfernsehen zu den raffiniertesten Kriminellen der letzten 30 Jahre gewählt! | | | Hier findet Ihr ein paar Lesebeiträge zur Etikette (Stand 1971)
auf das man sich auf dem glatten Parkett der Gesellschaft korrekt benehme:
Allgemeine Vorstellung des Großwerkes
Der Frühschoppen
Künstlernamen
<ungelungener uebergang>
Dialoge mit Praktikanten an der Kaffeestation (I):
"Warum zur Hölle wohnst Du in Leverkusen?"
"Weil das Praktikum so schlecht bezahlt ist!"
</ungelungener uebergang>
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Zum Beispiel kann man auf anderthalb Seiten ein liebevolles Gästebuch eines Hostels verschandeln, ohne auch nur eine einzige Aussage zu treffen, wirklich Schreiben um des Schreiben willens, das handwerkliche Moment inhaltsfrei ausleben. Aber wie zitierte ich schon im November 2002 in Ausgabe 17, "Mit einem Taxi nach Montauk!":
"Am Stück geschrieben. Zeitungen gekauft und mit den Sonntagszeitungen in der Küche gesessen und Suppe gegessen und dann gedämmert und notiert. Je mehr man aufschreibt, um so mehr merkt man, über was alles man NICHT schreibt. Ganz automatisch, weil man nicht darauf käme, oder aus Entschluß. Weil das bei jedem was anderes ist, das Ausgesparte, wächst der Kosmos des noch zu Sagenden immer noch weiter. Hört das nicht auf, daß man Spaß daran hat, gespannt zu sein auf das Neue, was es zu lesen gibt." (aus: Abfall für alle. Roman eines Jahres von Rainald Goetz)
Nach der Landung: Schreiben im ÖPNV (II). Ein wirklicher Dangerseeker ist man nur, wenn man an Wiewerfasteleer um 21.00 Uhr in Düsseldorf landet und dann via Regionalexpress und ÖPNV nach Köln fährt, um einen herum nur karnevalistisch angehauchte Drei-Promille-People und Körperflüssigkeiten, man selbst dramatisch unterkoffeiniert und man wünscht sich via Beamen zum Stummfilmfestival nach Köln-Kalk in den Film von F.W. Murnau: "Der Eisenmangel des Dr. Demo." Anschließend: Umtrunk und Schwimmschule.
Wenn man gesundheitlich nicht auf der Höhe ist, muss man sich irgendwie beschäftigen, und Digitalkameras sind spannender als Bücher und Kolumnen. Gestern alte & neue Videos hochgeladen. Wie schon als Kind: Ich verstehe es, mich zu beschäftigen, wenn ich krank bin und draußen nicht spielen darf.
Wie immer hat mir Wagner die Welt erklärt und sie aufgewertet: "Oscar" bin ich jetzt also auch? Fußballweltmeisterin, Papst und Oscar. Mensch, das reicht fürn ganzes Leben. Dann möchte ich so tolle Prosa wie Eugen Egner schreiben, so etwas wie "Ulle ist der neue Baumann, Zahnpasta trägt keinen Blaumann" und das ganze veröffentliche ich im Zyklus: "Wie gehe ich mit meiner völligen Belanglosigkeit bei fehlender Erwerbsbedürftigkeit um?". Veröffentlichen würde ich das Ganze unter einem lässigen "Bierspitz" wie "Bronco Edler von Kasupke"... damit der kommerzielle Erfolg gewährleistet ist.
.... der Nachteil ist: Was man schreibt bleibt auch... Euch eine erfolgreiche Fastenzeit, Sojaschnitzel sind nicht so schlimm wie man glaubt, Euer Schomberg.
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