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Begegnungen und Gedanken im ICE... (III)


... und weiter geht es im Text vermeintlich erfolgreicher neuer K-Formate...

 

Klausao simste unlängst: "'Lassen Sie den Abend gemütlich ausklingen mit gekochtem Schinken, Holsteiner Mettwurst, Schwarzwälder Schinken, Rügenwälder Teewurst, Brot, Butter und Gewürzgurke.' vernehme ich gerade im ICE Ludwig Erhard via Bordlautsprecher. Ob das Abendbrot im Motto-Speisewagen 'Du bist Deutschwurst' eingenommen wird, ist mir nicht bekannt." Tja, mir erscheint Wurst ja nicht als das geeignete Mittel, eine kostenlose Sitzplatzreservierung herbeizuführen. Käse ist da viel zielführender, denn vor allem Weichkäse hilft sparen, und hat viel, viel Platz: "Bei Käse kann man allerdings drauf verzichten, denn Käse im Gepäck sichert einem im ICE den Viersitz mit Tisch - man kann sich bequem ausbreiten ;-)" [Quelle]

 

*

 

Lese im ICE Inge Meysel Martin Kippenbergers "Wie es wirklich war".... Das Kippenbergerbuch rockt, aber seine "Gedichte" sind zumeist banal und die Prosa ist muckrocktberlinesk. ;-) Also gut. Heute, ja heute arbeite ich deshalb eher konzeptionell an Gebrauchstexten. An Werkstoffen... und dann betritt der Kegelklub "Die Killerbienen" die Bühne. Szenen des Grauens spielen sich im Großraumabteil ab, über die ich den Mantel des Schweigens ausbreite. Viel über die Flucht in die Religion nachgedacht.

 

*

 

Der ICE Hark Bohm proppenvoll, mit vielen Nichtgewohnheitsfahrern, die aus Feigheit vor dem Streik von der Luft auf die Schiene umgestiegen sind und "überschaubar viel können im öffentlichen Raum... Ich stehe also im Gang, unheimlich viel Genmaterial, das ganz sicher mit Debilenmilch aufgezogen wurde sitzt, auf dem Boden... und mein Ziel ist FF-Hauptbahnhof..... und dann fällt !!NATÜRLICH!! die Klimaanlage aus, das ist schön, denn auf einem tiefblauen Hemd kann man die Schweißflecken einfach besser sehen....

 

*

 

Dereinst - um 7.33 Uhr - im ICE Wolf Albach-Retty: "Aus technischen Gründen liegen heute keine 'Pappeinheiten' aus, wir bitten dies zu entschuldigen!" Verdammte Moderne, die Pappeinheiten waren früher einmal das Faltblatt "Ihr Reiseplan".... Nach der FAZ-Lektüre vom 23.08.08 kam mir der Gedanke: Mist, ich habe das gleiche Problem wie Goethe und stehe für die selbe Angewohnheit: "Die Perpetuierung des Bürgerlichen durch die fortgesetzte Überwindung des Bürgerlichen."

 

*

 

Heute: Totalausfall des ICE Brigitte Mira, dafür als Ersatzzug der IC Gurkenfisch. Ich blättere gelangweilt in einer Illustrierten und entdecke einen Artikel aus der StadtRevue, der meinungsstark über das Schicksal der Regionalexpress-Pendler CGN-DUS berichtet. Darinnen eine wirklich große "Fehlermeldung" entdeckt: "Ungereimtheiten übergeordneter Stellen". Das ist wahrlich Josef-K.-mäßig und muss gewürdigt werden.

 

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REs wären das Thema einer eigenen Reihe, wenn ich an die Beobachtung denke, die mir zuletzt ein Fußballfreund mailte: "Tatort, der RE6 zwischen Duisburg und Düsseldorf. Oma und Opa kriegen mit Mühe ihre ca 7- und 5-jährigen Enkel gebändigt und hingesetzt. Der kleinere von beiden brüllt voller Begeisterung '...und ....und ich will wieder so eine eklige Toilette sehen!!!' Womit man mir eine Topvorlage für ein weiteres Projekt gab: Werbungen auf dem Faltblatt "Ihr Reiseplan"..... Könnte man nicht alle Regionalexpresse mit Namen versehen und durchnummerieren? So RE Heinrich Lübke 6...?! Abwegig, woll?.

 

*

 

Im ICE Wolfgang Clement hatte der Koch, der das Foodblog "rettet-das-mittagessen" herausgibt, folgendes Erlebnis: "Er ist ein feiner nachlässiger ungarischer Herr, gutes Jackett, aber schon ein wenig abgetragen, und er hat gerade nur mit dem Heben der Brauen die junge Dame von seinem reservierten ICE-Sitzplatz gebeten. Draußen steht ein nicht ganz so feiner ungarischer Herr und winkt ihm, er winkt zurück, will noch etwas sagen, sie blicken gemeinsam kurz zum versiegelten ICE-Fenster hinauf. Die Türen schließen sich, mein Sitznachbar greift in seine Sakkotasche, tippt eine Taste auf seinem Handy, der andere lacht und holt seines aus der Hose, der Zug rollt an, er beginnt zu traben, sie plaudern ein bisschen übers Handy. Als der Zug an Fahrt aufnimmt und der Ungar draußen aus dem Fenster verschwindet, beendet mein Nachbar auch gleich das Gespräch. So geht das." [Quelle]

 

 

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Im ICE Franz Josef Wagner viel an früher gedacht, bevor der ICE ("Lieber ICE,") laut Wagner starb ("Das wirklich schlimme Opfer bist Du. Du, ICE, bist ein zerstörter Gegenstand [...] Auf grauenvolle Weise bist Du tot.")... kurz sehr betrübt gewesen, dann aber einen phantastischen Stimmungsaufheller in den "Musenblättern" aus Wuppertal gelesen! Da konnte ich auch die Nachricht mit der neuen Servicepauschale besser verknusen.

 

*

 

"Zur Zeit können wir im Bistro leider keinen Verkauf anbieten, da uns leider Personal fehlt. Wir hoffen, diesen Zustand in Köln heilen zu können..." (Durchsage im ICE Rolf Königs ICE Werner Lorant ). Am Hauptbahnhof angekommen, erwarb ich dann ein Ticket für unseren Jahreserholungsurlaub, Hinfahrt mit dem Nachtzug Amsterdam-Mailand und dann weiter nach Florenz. Nach dem Kauf der Hinfahrkarte mit dem Teilabschnitt Mailand - Florenz ("Eurostar") verabschiedete mich der bodenständige Schalterbeamter aus der bahn.comfort-Szene mit folgenden Worten:

 

"So, Herr Doktor Schomberg, das ist die Fahrkarte UND Reservierung - obacht, der Italiener kassiert gerne nochmal ab."

 

"Nicht mit mir."

 

Schlimm, wenn billige Fußballklischees so ins reale Leben überschwappen.... Herrlich, Nachtzug - The final frontier! Ich bin ja mal sehr gespannt, wie viele Geheimagenten wir im Speisewagen treffen und ob es sinnhaft ist, das Buch "Grand Tour oder die Nacht der Großen Complication" mitzuführen...

 

*

 

Neben mir - im ICE Erna Sack - sitzt jemand den es zu studieren gilt. Ein junger Mann, der laut die Buchstaben murmelt und mit dem Zeigefinger die Zeilen entlang fährt. Das Land rockt. Einst konnten alle stumm lesen. So wie es früher im Sommer auch nie geregnet hat und von März bis Oktober durchgängig strahlender Sonnenschein herrschte. Auf der Fahrt nach Florenz werde ich mich versuchen, dem Buch von Leonhard Fuest "Poetik des Nicht(s)tuns: Verweigerungsstrategien in der Literatur seit 1800" intellektuell zu nähern.

 

*

 

Schaffnerboy und der Einmischjunge - vorgestern im ICE Peter von Zahn:

 

Ein etwas verwirrt wirkender Bahnbegleiter, im Weiteren "Schaffnerboy" genannt, möchte unter dem Ausruf "Neuzugestiegene in Köln-Deutz, die Fahrkarten bitte!" gültige Fahrkarten sehen. Schräg neben mir sitzt Seltenfahrman.

 

Und der gibt direkt alles zu, sagt: "Ich muss von Köln nach Düsseldorf und benötige eine Fahrkarte."

 

"Kommt sofort", Schaffnerjunge guckt in seinem Apparillo nach, ruft verzückt aus (verdammte Spätfolgen der Kundenorientierungsseminare), "wunderbar, das wären 40 Euro."

 

Wucher - galore, was tun?!

 

Seltenfahrerboy ist irritiert, murmelt so etwas wie "Das erscheint mir aber hoch!?", jedoch bereit, den Preis zu zahlen: "Sie nehmen auch Kreditkarten, oder?"

 

"Ja."

 

Ich als Verein muss jedoch reagieren:

 

"Entschuldigung, ich möchte mich nicht einmischen, aber Köln-Düsseldorf ohne alles kostet 18 Euro. Zumindest laut Ihrem Internetauftritt."

 

Schaffnerboy gefällt das nicht, autistisch kloppt er auf seinem Handgerät herum, nichts passiert.

 

"Sind sie sicher, 18 Euro?"

 

"Ja."

 

Nach fünf Minuten hat er die Lösung, ruft laut aus: "Ich hatte eben ein erhöhtes Beförderungsentgelt und normalerweise geht das Gerät von selber zurück in den Normalmodus. Das war hier nicht der Fall. Also: Die Fahrkarte kostet 18 Euro, der Herr!"

 

Der zahlt, ist zufrieden, und dann wendet sich SB zu mir:

 

"Danke für ihr energisches Einschreiten, das Gerät spinnt...", "Ja, es ist scheinbar im Schwarzfahrmodus stehen geblieben.", "Richtig, danke für ihr energisches Einschreiten."

 

"Ach, ich helfe gerne. Und: Energisch ist bei mir anders."

 

*

 

Tage wie dieser! Erst kommt die S 1 in D-Unterrath einfach nicht, und es ist diesmal keine suizidgefährdete Person in den Gleisanlagen am Zoo, die alles lahmlegt, der Grund bleibt unbekannt, also erhasche ich erst den ICE Johannes Gross um 20.22 Uhr, der IC Vermithorax hat über 30 min. Verspätung und ist damit keine Alternative. Im ICE dann nach zwei Minuten die hektische Durchsage: "Der ICE muss in die Werkstatt zurück, Zugwechsel an Gleis 8 in Köln-Messe/Deutz. Bitte alle aussteigen" Mist!! Gleis 8, dann kann ich noch drei gefühlte Kilometer laufen bis zur U- Bahn. Und in der U9 - auf die ich auch nur 15 Minuten wartete - erfolgte noch ein Zugriff während der Fahrt ins Ostkölner Elendsgebiet; Grund ein Volltrunkener, der die Handbremse zog. Und die KVB entfernte ihn aus dem Verkehr. Das ganze dauerte weitere 15 Minuten... Tage wie dieser!

 

*

 

Und scheinbar wird diese ICE-Reihe wahr- und angenommen, denn im ICE Curd Jürgens sitzend, und es ist echt nicht mein Tag, erhielt ich folgende Nachricht: "Jemand mußte Josef K. bei der Agentur für Arbeit angemeldet haben... Die allerherzlichsten Grüße aus dem ICE Walter Spahrbier." Ich brauch' endlich Urlaub. So sei es!

 

So, wir machen jetzt gleich los mit dem namenlosen Nachtzug Amsterdam - Mailand, der Housesitter ist lückenlos gebrieft, bis bald, Euer Schomberg.