Start / AktuellesInfothekInternKontakteSuchen 
Start / Aktuelles
Schombergs Welt
Ausgaben 1-20
Ausgaben 21-40
Ausgaben 41-60
Ausgaben 61-80
Ausgaben 81-100
Ausgaben 101-120
Ausgaben 121-140
Mein WM-Tagebuch
Ausgaben 141-160
Ausgaben 161-180
Ausgaben 181-200
Ausgaben 201-220
Ausgabe 201
Ausgabe 202
Ausgabe 203
Ausgabe 204
Ausgabe 205
Ausgabe 206
Ausgabe 207
Ausgabe 208
Ausgabe 209
Ausgabe 210
Ausgabe 211
Ausgabe 212
Ausgabe 213
Ausgabe 214
Ausgabe 215
Ausgabe 216
Ausgabe 217
Ausgabe 218
Ausgabe 219
Ausgabe 220
Ausgaben 221-240
Ausgaben 241-260
Ausgaben 261-280
Ausgaben 281-300
Ausgaben 301-320
Ausgaben 321-340
Ausgaben 341-360
Ausgaben 361-380
Ausgaben 381-400
Ausgaben 401-420
Ausgaben 421-440
Ausgabe 441
Ausgabe 442
Ausgabe 443
Ausgabe 444
Ausgabe 445
Ausgabe 446
Ausgabe 447
Ausgabe 448
Ausgabe 449
Ausgabe 450
Ausgabe 451
Ausgabe 452
Ausgabe 453
Semesterprogramm
Fotogalerie
Neuigkeiten
Impressum
Datenschutzerklärung
Infothek
Intern
Kontakte
Suchen

Epistel aus der Inneren Betriebsruhe



... und morgen geht um 05.00 Uhr der Wecker, sehr besinnlich und geruhsam, dann ab mit dem ersten Flieger aus der Stadt; gegeben wird die "Weihnacht in Warschau".... ganz, ganz anderes Thema...


"Die wirkliche Entdeckungsreise besteht nicht in der Suche nach neuen Landschaften, sondern in einer neuen Art zu sehen." (Marcel Proust)

 

Entschleunigung! Am Freitagabend bin ich dann in die Innere Betriebsruhe gegangen, verfüge endlich über ein paar freie Tage bis zum 05.01.2009 und da kann man sich auch mal den wichtigen Dingen widmen. Ich habe endlich, endlich die grandiose Kippenberger-Biographie finalisiert, alles vorbereitet für die Aktion "Weihnacht in Warschau", mal wieder hochanalog sog. "Weihnachtsgrüße" handschriftlich verfasst & per Briefumschlag und -marke auf den Weg gegeben. Kurz vor Weihnachten kehrt man in sich, es bewegen einen die letzten Dinge, die existentiellen Gedanken: Wart Ihr früher GEHA oder Pelikan? ADIDAS oder Puma? Kippenberger oder Polke? / Humanismus oder Kunsthandwerk? Tintenkiller oder Ratzefummel? Beuys oder Richter? BMG oder FC Köln? Barfuß oder Lackschuh? Lufthieb oder Anhieb?

 

Oder reduziert dies das Denken wieder nur auf Konsumerinnerungen einer Minderheit mit westdeutschem Aufwachshintergrund? Die Generation Golf rückwärtsgewandt? Das positive von gestern gilt es zu bewahren. Und auch die Namengebung, die sich nicht an den Marvins, Kevins, Marilins oder Bronco-Cheyennes orientiert. Anton Michel als pars pro toto ist ein sehr, sehr guter Name, zeitlos, wie ich finde. Nachdenken: Kurz vor Weihnachten und in der Zeit zwischen den Jahren hält man inne, zieht Bilanz, sortiert aus. Zum Beispiel Speisekarten von Pizzalieferservicen, obwohl sicher die eine oder andere Perle der Fabulierkunst dabei war.

 

Aussortierte Lieferservicekarten:

 

Tele-Pizza

Euro Grill

Party Service Pavone

Pizza Rakete

Pizza Panda

Vingster Food-Service

Turbo Pizza

C’est la Vie

Pizz stop

China Imbiss China Town

Pizzeria Va Bene

Da Vito Pizza-Taxi

pizza team

Hallo Pizza!

Marco Polo’s Schnitzelfarm & Pizza-Taxi Lieferservice

The Pizza-Team

 

Am Samstag habe ich nach Jahrzehnten mal wieder Hintergrundradio laufen lassen.... ein Fehler, wie ich zeitnah feststellen musste. Und ich konnte mich nicht dagegen wehren, das Radio sollte mir die Hausarbeit versüßen und ich habe mit Spülhänden leider kein Deutschlandfunk und WDR 5 bekommen. Die Umfrage lautete: "Welche Religion hatte Jesus?" Die gegebenen Top-Antworten waren: "Katholisch" resp. "bekenntnislos". Erschütternd. Danach so willenlos gewesen, dass ich Frau Feynschliff auf den Mittelaltermarkt am Kölner Schokoladenmuseum begleitete. War die Welt noch recht einfach am Weihnachtsmarkt in Marburg, am Stand gegenüber der "Sonne" (Glühwein oder Bier), so waren es nicht nur die mittelalterlichen Sauerkraut-Fleisch-Fladen, die für eine Sinnüberreizung sorgten. Ich wurde gezwungen, etwas von den pseudomittelalterlichen Leckereien zu probieren. Und ich habe es schon vorher gewusst: Einen Nanoschluck "Vikingerbluth" (Met & Kirschsaft) genommen und SOFORT SODBRENNEN. Noch unmittelbarer als nach der Lektüre von Norbert Tholens "Kennen Sie Nietzsche?", dtv, 2. Aufl., München 1999. Das erzeugt nur intellektuelles Sodbrennen. Stimmt es, was das ZAG behauptete, als es schrieb: "Hans-Jürgen Kolvenbach hatte immer dich vor seinem geistigen Auge, wenn er an die schönen Zeilen von Gottfried Benns Turin dachte:

 

Indes Europas Edelfäule

an Pau, Bayreuth und Epsom sog,

umarmte er zwei Droschkengäule,

bis ihn sein Wirt nach Hause zog."

 

Und dann war da noch der vorweihnachtliche Austausch der e-Brieffreunde, in denen die letzten und wichtigen Dinge vor dem apokalyptischen Jahr 2009 noch einmal herausgearbeitet wurden:

 

 

Es ist doch wirklich so heutzutage:

 

Ein Kind aus der Unterschicht heißt Kevin-Jeromé. Wenn es in der Schule rumzappelt, leidet es an ADS und bekommt Ritalin.

 

Ein Kind aus der Oberschicht heißt Tomke Finn-Leonard. Wenn es in der Schule rumzappelt, ist es hochbegabt.

 

Dafür einfach nur: Danke, Klaustao! In diesen fünf Zeilen sind 90% aller Probleme dieses Landes erfasst. Die anderen zehn Prozent sind Mülltrennung und Dosenpfand. Und Borussia Mönchengladbach. Und manchmal scheint das Leben dann doch nicht so unerquicklich zu sein! Man beginnt zu lesen, "Der Internet Check-In ist nur für Fluggäste möglich, die ausschließlich mit Handgepäck reisen. Wenn Sie Sonder- oder aufzugebendes Gepäck haben, nutzen Sie bitte den regulären Check-In.", will sich schon mit dem Homer-Simpson-Lebensgefühl "Nein!" anderen Dingen zuwenden, und dann liest man doch weiter… "Sollten Sie am Flughafen Köln/Bonn abfliegen, so können Sie den Web Check-In auch mit Gepäck nutzen und geben dieses einfach am Baggage Drop-Off Schalter ab." Strike!

 

Auf Seite 550 der oben erwähnten Biographie kurz geglaubt, ich sei der Nachfolger von Kippi. Es ist wichtig, das Triviale zur Kunst zu erheben durch die Beachtung, durch die Beobachtung und es ist genau so entscheidend, immer alles von sich zu geben, es immer ernst zu meinen! Die gnadenlose Anverwandlung fremder Beiträge nicht zu vergessen. Viele eurer Beiträge werden unmittelbar ins eigene Werk überführt. Das ist die Schom Kippenbergerisierung der Welt! So, ich übe jetzt nochmal hundertmal die korrekte Aussprache von "Wesołych Świąt!". Vermutlich werde ich scheitern... nächste Woche zieht Rohrer fort!

 

Euch allen ein paar geruh- und erholsame Weihnachtstage, ein besinnliches FROHES FEST, Euer Schomberg