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Bahnfahrt rot-weiß!Bahnfahrt rot-weiß? Ein recht pommesfritesesker Beginn für die erste Kolumne im "Jahr des Girlandenmenschen", aber was soll's. Manchmal geht die Kolumnenbetitelung eben "nicht so leicht ins Ohr wie Peter Alexander!" (Vicco von Bülow). Nach den Unerquicklichkeiten mit der Bahn (volle ICE-3 mit halbindischem Ambiente, Verspätungen noch und nöcher, die nicht ausbleiben, wenn die Hälfte der ICE-3-Flotte aus dem Rennen genommen wird, Tohuwabohu im Nahverkehr (Assoziierte von Suevia hatten 140 Minuten Verspätung etc.) kumulierte es am Freitag letzter Woche, als ich auf dem Weg zum Bewerbungstraining in Marburg ("Materialschlacht für Marburg") war.
Ich nahm in Düsseldorf einen Fernreisezug früher (ohne Reservierung, ich Teufelskerl!): Dieser hatte 25 min. Verspätung, der Anschluss in Frankfurt hätte ohnehin nicht geklappt, da die IC-Verbindung, die ich seit 15 Jahren kenne und erreicht hätte, gestrichen wurde. Und obwohl der Zug bunt & lustig gereiht = einteilig war, hatte ich - seit Köln-Deutz - einen Vierertisch für mich alleine. Die Deutsche Bahn vermag eben stets zu überraschen; ähnlich wie die Zugbegleiterin, die bei einer Bahnsteigszigarette in Frankfurt, am Ende der Unterhaltung, meinte: "Ich wünsche ihnen einen spannenden Winter mit der Bahn!"
Was sie meinte und - als loyale Mitarbeiterin - nicht in Worte goss war: Wartungsrückstau & witterungsbedingte Häufung von Schäden = Ausfälle und halbe Züge. Diese Erlebnisse im Kopf, das einen die Bahn immer wieder verblüfft, durfte ich Zeuge und partiell Mitwirkender der untenstehenden Geschichte werden, die nicht so herzerwärmend war wie die vor Weihnachten, aber immerhin herzerfrischend - und die ich auf Anraten eines Kölner Mitpendlers, dem ich sie erzählte, zu Papier 2.0 brachte:
Unlängst las ich im Kundenmagazin "DB mobil", dass zunehmend Quereinsteiger aus Hotellerie & Gastronomie als Zugbegleiter und Servicekräfte bei der Deutschen Bahn arbeiten. An diesem Abend hatte dort ein Herr Dienst, Ende 40, der optisch jedes Klischee, hüstel, vom alternden Flugbegleiter bediente (Habitus, Frisur, Ohrschmuck) und in seiner Jugend sicher nebenberuflich im „TimP“ auftrat.
Er schlendert kontrollierend den Gang entlang, rechts vor mir zückt ein „Macht-irgendwas-mit-Medien“-Twen ihr VRR-Jobticket und ich bin sehr, sehr gespannt, wie der Zugbegleiter diese Situation lösen wird…
Die Dame zeigt ihm, sich keiner Schuld bewußss, das VRR-Jobticket.
Er bleibt höchst neutral, sagt: „Was soll ich damit?“
„Das ist mein Fahrausweis.“
„Der gilt hier nicht.“
„Das wusste ich nicht", die Dame wird hektisch, "ich habe erst vor zwei Tagen meinen neuen Job in Düsseldorf begonnen….“
„Also“, er bleibt ruhig, freundlich und verbindlich und fährt fort:
„Mit diesem Fahrschein dürfen Sie nur rote Züge benutzen. Keine weißen Züge. Wir merken uns: Mit dieser Karte nur rote Züge – keine weißen, auch keine weißen mit roten Streifen.“
Fantastisch! So hatte ich es noch nie betrachtet und er hatte es miekätzchehaft auf den einfachsten Nenner gebracht! Und auch empfängerorientiert für Pendlerneulinge.
Er zeigt auf meine „Black Mamba“ (Harald Schmidt), nickt, tippt die Dame an, zeigt in meine Richtung und wiederholt:
„Mit dieser Karte dürfen sie weiße Züge benutzen – mit Ihrer nur rote! Schönen Tag noch…“, und geht weiter.
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Ich war einfach tief, tief beeindruckt von soviel Didaktik, Langmut und Wissensvermittlung!
... in Hamburg schnell an's Telefon, vielleicht nach Brüssel, vielleicht nach... Beraterpokal! Euer Schomberg
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