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Nachdenken über den Girlandenmenschen... (Ausblick auf 2010 ff)



Konfettikanone im Eispalast (19.12.2009) "... und, was bist Du für n Fantyp?" "Hmmmh, ja so 'Allegorie C / Gewalttäter Wort'!" "Danke." "Bitte."


Ich hoffe, Ihr habt alle ein paar besinnliche und geruhsame Weihnachtstage verbracht und freut Euch auf den Jahreswechsel. Mit Blick auf die Ungeheuerlichkeiten der letzten drei Halbserien (Herbstmeister Hoffenheim 2008 - Meister Wolfsburg 2009 - Herbstmeister 2009 Bayer Leverkusen, die diesen Titel mit drei Konfetti-Kanonen im Eispalast feierten!) auf nationaler Ebene steht das Großereignis Fußballweltmeisterschaft 2010 vor der Tür. Wir werden Weltmeister werden und das ist nach 20 Jahren des Wartens erst einmal sehr erfreulich. Doch schon jetzt ängstigen mich die Begleitumstände - nein, nicht mögliche Sicherheitsbedenken für den Besuch in Südafrika - nein, ich habe Angst vor Girlandenmenschen, Konfettighouls und der Neuen Ordnung...

 

Ich könnte mich jetzt in die Schmollecke zurückziehen und mich daran ergötzen, dass ich old school bin und diesen modernen Fußballevent nicht abkann, obwohl ich - als guter Borderliner - sogar als WM-Schülerlotse mitgemacht habe.

 

Sie haben es wirklich geschafft, innerhalb von 4 Jahren den ganzen Laden Nationalmannschaft umzukrempeln. Das ist wie der Bolognaprozess, das Umkrempeln der Bildung (und, jaja, auch des Corpsstudententums weg vom dionysischen Moment) vom Blick-über-den-Tellerrand hin zur Ausbildungsergänzung an der europäischen Volkshochschule: Gestern Humboldt & Hrubesch - heute Jabulani, Bachelor und Vuvuzela.

 

Und jetzt hat die hübsche Fassade halt mal ein paar Risse bekommen, als Ballack nach der Niederlage von Wien dem Bierhoff an die Fönwelle wollte. Gut ist, dass darüber in den Printmedien vernünftig berichtet wird. Gut ist auch, daß es Spieler gibt, die wegen dieser Totalvermarktung aufmucken.

 

In der nahen Zukunft wird das dann aber normal werden. Junge Spieler werden berufen und bekommen von Bierhoff erklärt, wie sie die Armbanduhr bei der Pressekonferenz in die Kamera zu halten haben.

 

Und jetzt vom Charme des alten DFB zu sprechen, wäre wohl auch ein wenig verlogen. Obwohl - der Vorzwanziger - ein großer Tassenkönner vor dem Herrn war. Der alte DFB war der besoffene engagierte Meyer-AmselVorfelder mit seiner Schreckschraubenalten auf der Tribüne. War auch irgendwie peinlich. Aber halt nur irgendwie.

 

Sie haben sich positioniert im Event-Zeitalter als starke Marke, als "Brand", wie die Werbeprofis sagen. Zwei Dax-Unternehmen gehören zu den Hauptsponsoren, die was sehen wollen für ihr Geld. Poldi und Schweini sind bei Jugendlichen genauso beliebt wie die Sieger irgendwelcher Deppen-Castingshows. Oder Tokio Hotel, An Café und der Papst.

 

Die Fußball-Nationalmannschaft ist in der Moderne angekommen. Sie wird von der jungen Generation als Produkt gesehen und angenommen. Irgendetwas in seiner Freizeit zu bejubeln, ist schwer in Mode. Es kommt weniger auf den Gegenstand an; das Jubeln selbst ist es. Solange gesiegt wird, ist alles ok.

 

Anzeige aus Kolumne 174 zieht fort:

 

Junger Mann zum mitreisen mitschreiben gesucht!

Die wirkliche Gefahr liegt aber woanders. Jeder Werbeprofi erzählt einem, dass der größte Fehler im Umgang mit einem Markenartikel darin liegt, seine Inhalte über Gebühr zu verhökern. Dann wird die Marke unglaubwürdig und ihrer Unverwechselbarkeit beraubt. Bierhoff sollte mal drüber nachdenken, wofür die Nationalmannschaft eigentlich steht.

 

Für mich alten Sack ist es das "Wunder von Bern", das Nichttor von Wembley, die "Schlachten" gegen die Holländer und verbrecherischen Fußballitaliener (Frings 2006: Vergeben vielleicht - vergessen niemals!), Finalsiege und, hüstel, -niederlagen gegen Argentinien und Brasilien und Elfmeterschießen gegen die Engländer.

 

Seine Nationalmannschaft besteht aus Nutella, Mercedes Benz, Coca Cola und Bälle ins Publikum schießen. Wenn das mal nicht mehr so funktioniert, was macht er dann? Sitzen dann Berater von McKinsey mit auf der Trainerbank?

 

Uns interessiert das alles weniger.

 

Wenn Bierhoff schon lange wieder weg ist, sitzen wir wie eh und jeh vor dem Fernseher und regen uns über taktische Defizite, die fehlende Laufbereitschaft von Hans-Ahmed Koslowski und die schlechte Raumaufteilung des defensiven Mittelfeldes auf.

 

Und wenn dann inzwischen eine Bausparkasse und ein Hersteller von Hundeshampoo Hauptsponsoren des DFB sind, ist uns das auch egal. Und wenn die Menschen mit reinem Fußballherzen im Mai am Niederrhein es nicht zu goutieren wissen, dass sie als Klatschhandfans und Staffage für die Überreichung der Meisterschale an Leverkusen dienen sollen - am Ende ausgerechnet die erste Meisterschaft, die dann auch noch Jupp Heynckes holt, ja dann heißt es in der Berichterstattung wieder, dass seien "Chaoten, die aus dem Tode von Robert Enke nichts gelernt haben". Attica! Attica! Attica! Attica!

 

Und was machen die "schwarzrotgeilgeschminkten" Hysterieblondinen und ihre semidebilen Modeirokesenfreunde? Sie fahren ab dem 13.06.2010 hupend durch die Stadt, blockieren eine große Kreuzung nach der anderen und feiern "''schlaaaand!", und wenn es sein muss die Vizeeuropameisterschaft oder das Vorrundenaus. Hauptsache Party! Was als nächstes? Korsos nach Freundschaftsspielsiegen gegen Lichtenstein? Ach nee, bis 2012 ist Fußball ja dann wieder offiziell doof.

 

Besser so.

 

... einen Guten Rutsch und ein erfreuliches 2010 wünscht Euer Schomberg (Allegorie C & Protoweltmeister)