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Warum ich in der Kantine taillierte Hemden trage und Angst vor Köln habe!Es fing an mit einem Besuch der Werkskantine. Wie schon in der letzten Ausgabe erwähnt bin ich für die Industrie ohnehin versaut, da ich „Mahlzeit“ immer nur ironisch gebrauche ("So, und jetzt entbiete ich den Industriegruß: 'Maaaaaaaaaaahhhhhlzeit!') und häufiger mit „Guten Tag“ oder „Guten Appetit“ antworte. Das isoliert. In der Kantine gab es an diesem Tag „Frikandel-Spezial“, „Burgunderbraten“ und irgendein Brigitte-Diät-Menü. Ich entscheide mich natürlich flux für die Frikandeln (special mit Fritessaus); der afrodeutsche Mitarbeiter möchte mir freundlich erklären, was ich mit den frischen Zwiebeln und den Saucen zu tun habe - sehr nett von ihm - ich erkläre parkettsicher: "Danke, ist mir klar, ich bin oft in den Niederlanden". Er grinst. Ich räuspere mich und ergänze: "Zum EINKAUFEN." Er lacht. Eine amateurhafte Antwort, ich weiss. Aber sie hat Charme. Und ich war mir keiner Schuld bewusst - das ist so Shisha wie das Amen in der Kirche! Demnächst werde ich dort einmal, aus texturellen Gründen, einen Isolationsschlauch all‘ arrabiata kosten!
Im ICE Felicitas von Lovenberg, der am Flughafen Köln-Bonn startet und sich dann durch die großen Kulturbringermetropolen 2010 nach Berlin schlingelt, gehört es zum guten Ton, dass zu Fahrtantritt die „fehlende_Reservierungsdiskette“ bedauert wird… Ich stelle mir immer vor, wie eine Postkutsche versucht, auf den letzten Drücker den Flughafen „Konrad Adenauer“ zu erreichen, und ein Postillon schnellen Schrittes zum Gleis eilt, um eine 5 1/4-Zoll-Diskette zu überreichen. Was regelmäßig misslingt. Doch die Durchsage, die unlängst an mein Ohr drang, lässt Ungutes für die Zukunft erahnen: "Bitte geben Sie reservierten Fahrgästen die Fahrplätze frei!". Na, da werde ich als „eher“ extrovertierter Fahrgast zukünftig Probleme bekommen! Schlimm, schlimm, wenn immer das Damenkloschwert über einem hängt, seinen Sitzplatz nicht in Anspruch nehmen zu können, selbst wenn der ICE-Waggon angekoppelt ist! „Tägliche Deja-vus im taillierten Hemd.“ Auch ein potentieller Bandname? Ich meine: Nein!
Noch unfassbarer geht es aber hier in Köln zu: Der erste Arbeiter von der U-Bahn-Baustelle hat gestanden, die Armierungseisen für die eingestürzte Schachtwand nicht eingebaut, sondern an einen Schrotthändler verkauft zu haben. Weil der Polier es angeordnet hat. Das ist Meta-Afrika!! Der Kölsche Klüngel von seiner übelsten Seite: „Ey Jupp, isch han noch wat Stahl übrisch, kannste kuffe, do...! " Und danach sucht man sich den nächsten U-Bahnbau, zum Beispiel den in Düsseldorf, eine Stadt in der man auch die Mäntel rasiert.
Und dann war da noch die gelungene Marketingnummer vom Ullstein-Verlag, der Bestseller vom Reißbrett. Die Vorwürfe begannen mit dem Artikel „Originalität gibt es nicht – nur Echtheit“. Im Artikel wird der besagte Popkultur-Blog von „Deef Pirmasens“ erwähnt. Das ist doch mal ein ICE-Name! Ich nenne das Vorgehen der dummen Helene einfach „Kleptokreativität". Und auch die entbrannte Pseudo-Debatte um das Buch ist enervierend!" Erstens macht man es gefälligst wie Martin Kippenberger und collagiert & komponiert die UNGEDRUCKTEN Kneipenergüsse des Umfeldes! Verdammte Amateure! Und zweitens ist doch genau das Hegemanns Thema: Was tun, wenn schon alles gesagt ist? Sich bei anderen kleptokreativ bedienen? Das mache ich ja mit dem ZAG und Toastertünn auch und niemand beschwert sich. Nein, es wird noch zugeliefert, denn es ist eben noch nicht alles erzählt:
„Jetzt scheint Bill sein Herz an eine gleichaltrige Punkerin aus Thüringen verloren zu haben. Sie heißt Pinky S., ist Halbasiatin und absolviert derzeit eine Ausbildung zur Friedhofsgärtnerin.“
Das Leben ist eben noch nicht auserzählt, schreibt nach wie vor die schönsten Geschichten. Und dies weiß auch Jürgen Kaube, der am 10.02.2010 in der FAZ mit einer 1a- Hegemann-Vernichtung aufwartete!: Ein Riesenartikel! Doch dadurch, dass auch ich darüber schreibe, scheint der teuflische Plan von Ullstein ja aufgegangen zu sein. Sollte ich ''Axolotl Roadkill'' je geschenkt bekommen, so werde ich es bei diesem Buch so handhaben, wie dereinst bei "Feuchtgebiete": Ich werde es mir von der Programmleiterin des Verlages samt Brief dedizieren lassen und in Cellophanpapier (oder wie das heute heißt) eingepackt, unausgepackt und –aufgeregt in meine Bibliothek überführen.
Ein zackiges „Alaaf!“, „Halt Pohl!“ und „Helau“ aus Köln, der nördlichsten Stadt Afrikas, Euer Schomberg
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