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... alles muss raus zum Jahresende, alles! Am Anfang war der Dialog: "Ich denke immer noch über das angemessene Beinkleid für das Morrissey-Konzert in Essen nach..." "Passt doch! Grüne Hose, gestreifte Socken, und Clownschuhe. Pappnase und Ansteckspritzgladiole nicht vergessen!!" "Früher war das alles egal!" "Ja, ich weiß. Früher seid ihr ohne Hose zu Morrissey gegangen..." Das war eine lange Reise: In 23 Jahren vom Morrissey-Allesfahrer zum "kritischen Morrissey-Freund" geworden. Abmoderierendes Begleiten. Don't tell anyone. I feel no pity!
Im Herbst fasste ich ja den Plan, Fabeln zu modernisieren und Aufklärungs-Azulejos wie "A Morte e o Moribundo" nach de la Fontaine in die Jetztzeit zu überführen. Ich denke mir demnächst also spannende und lehrreiche Fabeln aus: "Das Wurstbrot und der Tod" oder "Der goldene Esel, der das Essen instragramte". Vielleicht entwickele ich auf der nächsten litCOLOGNE noch ein paar weitere, moderne Fabeln? Oder Fake-Prosastücke wie "Hans Kafka: Der Abszess!"? Das scheint mir noch zu unausgegoren.
Es gelang mir immerhin, bei vier von sechs gewünschten Veranstaltungen dieses Literaturfestivals (einige steigen bei diesem Begriff doch schon wieder aus der Kolumne aus) litCOLOGNE2015 Karten in Reihe 1 zu erwerben. Bei den beiden anderen Veranstaltungen herrschte freie Platzwahl. Das dürfte - wenn ich richtig gekürzt habe - also etwa 2/3 sein, sprich 66,6 Prozent, richtig? Ich bin ja kein Mathematiker. Und alles war diesmal gottseidank weniger herzinfarktfördernd als im letzten Jahr. Während ich diese Belanglosigkeiten so runtertippe, hatte ich schon Kontakte im öffentlichen Raum. Neben mir ein dicker Ballerspiel-Nerd im ICE Erik Range, der gleich zwei Plätze belegt. Scheu spreche ich ihn an: "Entschuldigung, ist der Platz neben Ihnen frei?" Unwische Antwort: "Wenn ich mein Geraffel wegräume." "Tja, dann machen Sie das doch bitte!" Er guckt mich an, als ob ich einen, hüstel, starken Kraftausdruck in den Mund genommen habe. Sozialautismus olé! Ja. Das ist alles ganz furchtbar. Wie schrieb Thünnwardt Tünnenson vor geraumer Zeit über ein Berliner Seniorenpaar im ICE: "Sie liest ihm die ganze Zeit laut aus der Zeitung vor. Schön mit ordinärer Berliner Schnauze. Und natürlich in der Ruhezone. Ich sage: 'Gnädigste, wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder Sie lesen noch ein klein wenig lauter, dann hat der ganze Waggon was davon. Oder Sie beenden Ihre Vorleserei jetzt; und wir können alle unsere Bücher und Zeitungen weiterlesen. Ich glaube, die Mehrheit bevorzugt letzteren Vorschlag. Was meinen Sie?'" Die Antwort, so es eine gab, wurde mir leider vorenthalten.
Vielleicht sollte ich einmal mal wieder Kalker Kunstvideos drehen. Sie dürfen nur nicht zu lang geraten. Obwohl, wie entgegnete Iko Schaumbjörk auf den Einwand, diese Dokumentation aus dem Jahr 2013 sei zu lang: "Wer dieses neunminütige Werk als zu lang geraten erachtet, der ist auch nicht dazu in der Lage, neun Minuten ohne zu zwinkern in den Spiegel zu schauen. Aus rezeptiver Sicht braucht ein guter Film im Schnitt neunzig, ein gutes Bild folglich neun Minuten, was wiederum einer durchschnittlichen 0,2-Liter-Pause entspricht. Mein Biograf und Regisseur hat diesen Sachverhalt originell und erhaben transferiert. Dieser Mann ist ein Gott." Aber kein Fußballgott. Komisch. Früher, als wir zu der Jahreszeit nur 8 Punkte auf dem Konto hatten, war ich irgendwie ruhiger. Gut, dass Sir Maxmimilian Eberl Manager ist und nicht ich. Spätestens nach der nächsten Niederlage würde ich in Panik den ganzen Kader in der Winterpause verkaufen. Oder mich intensivst der Glühwein-Verkostung widmen. Oder am besten: beides.
Ich wünsche Euch ein gelungenes Weihnachtswochenende in Marburg, Euer Schomberg.
P.S.: Some of my best friends are gentrified.
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