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"Was ist Heimat?" (2)[05.11.2010]: Liebes Tagebuch, nach dem ich durch die eigene Kolumne inspiriert den Text "Was ist Heimat?" ausbaute und beim KK 13 vortrug, fließt er nun hier hin zurück; als perpetuum debiliae:
Heimat ist...... Männer in BSG-Strumpfhosen, die Mensuren fechten.
… der Bolzplatz in Hamern und Michael C., den ich mit einem Holztennisschläger von Wilson mit einem Schlag niederstreckte, als er mich beim Ballsuchen 1986 im Maisfeld erschreckte. Auch wenn wir spielerisch durch die Generation Briegel / Försterbrüder nicht sonderlich verwöhnt waren, so spielten wir mit wachsender Begeisterung auf dem kleinen Aschebolzplatz neben dem Maisfeld. In unmittelbarer Nähe zur Nebenerwerbslandwirtschaft kam niemand auf die Idee, unser Tun, obwohl der Platz eingezäunt war, als "Cageball" zu bezeichnen.
… BETAISODONA an aufgeschürften Ellenbogen und Knien. Und die Erinnerung, wie ich Michael eben mit einem gezielten Schlag mit dem Holzrahmentennisschläger fällte, als er mich beim Ballsuchen im Maisfeld erschreckte. Zu Hause bekam er einen kalten Frotteewaschlappen (hellblau) auf die Schläfe, um das Fleischei zu kühlen und am nächsten Tag gingen wir wieder pengen. Ich war schon immer ein wenig schreckhaft. Die schier übermenschlichen Reflexe, die mich zum König des 2 x 1,80 m großen Tors machten, gereichten ihm, den wir Zippi nannten, obwohl die meisten nicht rauchten, durchaus zum Nachteil. Damals waren wir härter – gnadenlose Blutgrätsche auf roter Asche – und es war nicht Langweiligstan voller beleidigter Leberwürste 2.0. Und wenn sich ein Schnapper vor den Zug warf, heulte kein ganzes Land.
... Ewiger Abstiegskampf...
… das Veedel. Ich gehe häufiger im "Kaufhaus Kalk" vorbei - hier werden Langzeitarbeitslose integriert, und mit einer "Karte" können Einkommensschwache dort einkaufen und erhalten auf alle Artikel 30 Prozent Nachlass. Es ist ähnlich wie bei Hephata, wo man Bücher, Möbel, Kleider etc. spenden kann resp. Haushalte aufgelöst werden und dann wird der Erlös den sozialen Projekten wieder zugeführt. Ich interessiere mich nur für Bücher und meine Motivation als Kriegsgewinnler ist klar wie Kloßbrühe: Ich habe dort schon oft Bücher, die vergriffen sind oder sogar Erstausgaben, für den Preis von 0,5 Euro erworben. Deshalb gehe ich nach dem Besuch auf dem Kalker Markt an der Post dort vorbei. Ein phänotypischer Maghrebiner steht im Spätsommer an = hinter der Kasse, wohl sein erster Tag, neben ihm ein Einweiser / Trainer / Wiedereingliederer. Es entsponn sich folgender Dialog an der Kasse:
"Diese beiden Bücher bitte!"
El Kassar: "Haben Sie eine Karte?"
"Nein."
Trainer: "Hussein, das ist fast immer so: Leute die Bücher kaufen, haben keine Karte!"
Das ist Deutschland 2010 - da brauche ich keinen Sarrazin!
... Prosa. Ich schreibe weiter. Aber wie jemand aus dem FAZ-Kulturbeutel schrieb, so "wie ein Katholik, der weiter zum Gottesdienst geht, weil ihm die Kirchenfenster und die Messe Rätsel aufgeben, nicht weil er noch glaubt." (Jürgen Kaube). Ich finde Ruhe und Einkehr am Tag der Deutschen Einheit nur noch auf einem britischen Soldatenfriedhof. Im gestern. Sie fielen, damit ich mich dort frei bewegen kann. Das macht Stutgart21 und blödsinnige DDR-Nostalgie aus mir: Zerrissenheit!
... der Egoshooter Deutschland mit dem Surrogat "Menschen die Bücher kaufen, haben keine Karte, Hussein." Oder Hans. Horatio. Hennes. Hannibal. Willkommen im nächsten Level: Endzeit22.
... 23 oder 21. Eine Aktivistin der Bahnhofsprotestler in Stuttgart todernst: "Der Einsatz der Poliziste, desch war besonders brutal, weil beim eingesetzte Pfefferspray desch Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufe‘ war." Mit Stuttgart21 stirbt mein Traum von schwarz-grün final. Egal, Borussia Mönchengladbach wird ja auch nie mehr Meister.
"Goethe, wir wissen wo Dein Autor steht!" ruft Euch zu: Schomberg.
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