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Küchenzeilen fressen. [Achtung, Prosa!]




Früher begann der Tag mit einer Genusswunde. Connor unterhielt sich in der Fünzigerjahre-Küche (in Gift-Hellblau) mit seiner Haushälterin aus dem Ebsdorfergrund. Ortsnamen, die Kalauer schaffen:

 

„Aus welchem Grund kommst Du?“

„Aus dem Ebsdorfergrund!“

 

Jenseits der Nebenerwerbslandwirtschaft verdiente sie sich ein paar Mark, indem sie das Mittagessen im Wohnheim kochte (ihre Spezialität: Lasagne mit Gewürzketchup – also: nur Gewürzketchup!), für Connor ab und an eine Extrawurst briet (in Form ihrer formidablen Linsensuppe) und sonst versuchte, die Grundforderungen von Ordnung, Anstand, Ehre und Hygiene im Männerwohnheim aufrecht zu erhalten.

 

Er stand an der Spülmaschine, dem AEG Öko Lavamat (Favorit) 565 des Hauses, half beim Ausräumen und kam ins Gespräch mit Frau L. Sie brühte einen Bohnenkaffee auf. Die Maschine gurgelte. Seitdem Connor sie nach einem Kaffeemalheur – die braune Brühe war übergelaufen - gespült hatte und vergaß, den Stecker zu ziehen, war diese Maschine einfach nicht mehr die alte. Wenn Frau L. Kaffee kochte, bestand sie darauf, dass man sich hinsetzte. Sie erwartete das und es war noch normal. Sie wäre niemals auf die Idee gekommen, Kaffee im Gehen zu trinken, den Pappbecher stets auf Busenhöhe haltend. Nachdem der Kaffee durchgelaufen war und sie ihn in Mottotassen gefüllt hatte, teilte sie ansatzlos mit:

 

"Da hat sich ein Ehepaar im Dorf getrennt. Aber das war ohnehin eine Mischehe."

"Eine Mischehe? Was heißt das? Einer der beiden Partner war Ausländer?"

 

Sie guckt Connor soooo irritiert an, als ob man in einem Alt-Oma-Kaffee wie dem Heinemann in Mönchengladbach, dem Café Schlechtrimen (hinterer Teil) in Kalk oder dem Café Vetter hier in Marburg, einer Institution mit tiefen Teppichen, einen derben Kraftausdruck in den Mund genommen hätte.

 

"Nee, nicht Ausländer, Katholik!"

"Aha. Aber ich bin doch auch Katholik!"

"Herr Hartmann, rheinische Katholiken sind anders. Wir reden über Schröck." Frau L. schüttelte die linke Hand auf Höhe der Stirn.

"Ach so!"

 

Die Haushälterin murmelte etwas von „Lastenausgleich“, „Hinten und vorne alles reingesteckt“ und „die Vertriebenen brachten die CDU und den Karneval in unser Dorf!“ und trocknete dann weiter die handbemalten Bierseidel ab. Connor murmelte beim Hinausgehen noch etwas wie „Aber der Ebsdorfergrund und Schröck nehmen sich doch nicht viel, hier wie dort stirbt man ‚alt und lebensgesättigt’, wie Max Weber es einmal ausgedrückt hat…“. Er ging in die Uni und machte sich ein paar neue Freunde, indem er im Hauptseminar erst einmal ein Lachsersatzbrötchen mit Zwiebeln und Ei auspackte. Am Abend dann Phantomfliegerschmerzen. Sie hatten Thekendienst. Parties strengen an. Auch den Leser. Deshalb enden wir hier.

 

Am nächsten Tag, um 9.00 Uhr morgens, am Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, stellte er sich im Oberseminar „Die Geschichte des Geruchs in der Ära Adenauer“ mit den Worten „Hallo, ich bin ‚Bombo, der heitere Nukleargynäkologe’“ vor. „Und ich möchte gerne das Referat über ‚Adenauers Handtuch’ halten.“

 

Schnitt.

 

Vermutlich war Restalkohol im Spiel.

 

... mit einer Träne im K(n)opfloch, grüßt Euer Schomberg.