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"An Suppe sparen, grundverkehrt, der Körper braucht sie, Suppe nährt!" Langsam aber sicher schaue ich rückblickend auf ein Erwerbsarbeitsjahr, das eine Mischung aus Parsifal Parzival (stolpert stets ins neue Abenteuer) und "dann ist es halt so!" darstellt. Eine Achterbahnfahrt in nur eine Richtung. Rasant. Schnell. Anspruchsvoll. Nur leider kam dabei nicht nur das Schreiben der Kolumne viel zu kurz. Und dann ist es bloß ein atemberaubendes Türchen im Adventskalender, das dafür sorgt, dass man wieder einmal schreiben muss. Denn es gibt so großartige Produkte, bei denen Worte eigentlich versagen. Das gilt insbesondere für das HAPPY SPRAY. Dann ist es halt so. Die beschreibende Sprache versagt und es muss die Wiedergabe des Bildes, des Produktbildes sein, um die komplette Metaebene zu erfassen, ES zu begreifen. Dank an Frau Feynschliff für dieses tolle, tolle, kafkaesk-ironisierende Produkt aus Malaysia!
Und, siehe Bild, die Inhaltsstoffe sind sehr skandalarm und chemienah. Laut Inhaltsverzeichnis, das sehr, sehr kleingedruckt daherkommt, enthält das "Happy Spray" aus Köthen (Sitz des Impoteurs): "Flüssige Süßware mit Süßungsmitteln mit Blaubeergeschmack. Enthält eine Phenylalaninquelle. Zutaten: Wasser, Säuerungsregulator: E330, Aromen, Konservierungsstoffe: E202, E211, Süßstoffe: E951, E950, E954"
Während ich so im ICE Walter Bockmayer sitze, an dieser Ausgabe schreibe, hoffe, früh genug in Marburg zu sein um noch auf dem Markt einzukaufen und mich wahnsinnig auf die Weihnachtskneipe freue, kommen einem, erkältungsinduziert und nach drei Tagen Suppenkonsum wider die Rüsselseuche, alte Sinnsprüche in den brummenden Kopf, große Perlen hessischer Gegenwartslyrik, das Produkt des Rainer Maria Rilke aus Dillenburg: "An Suppe sparen, grundverkehrt, der Körper braucht sie, Suppe nährt!" Etwas schöneres scheint mir in den Neunziger Jahren in Marburg selten vorgesagt, vorgedacht worden zu sein. Besser: Seyn.
[Harter Schnitt] Das Schöne an der HR-Szene ist ja, das jeder jeden kennt. Und man häufig gemeinsam auf Veranstaltungen ist, die sich irgendwie von anderen abheben müssen. So war ich unlängst auf der "HR Lounge 2011" und Teil der Veranstaltung, die im Müngersdorfer RheinEnergie-Stadion stattfand. Es war recht amüsant, nach nur fünf Tagen an die Stätte des Triumphes zurückzukehren - im Rahmen einer Stadionführung. Mittlerweile ist Fußball ja durchaus businessfähig. Man trifft sich zu Preisverleihungen und zum "Lönch" in Stadionzusammenhängen.
Der Stadion-Führer konnte mich schon nach fünf Minuten nicht mehr leiden, er fragte die etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer: "Wer ist denn FC-Fan?" Eine Dame zeigte auf. "Und wer hat eine Dauerkarte?" Ich zeigte auf. "Beim EffZehh?" "Bisse‘ bekloppt!" Die Tanzflächen waren geklärt. Sie war recht kurzweilig, diese Stadionführung. Und es waren ein paar schöne BleiBeerenBilder anzufertigen. Als wir so am Gästeblock vorbei schlenderten, ließ ich die Bemerkung fallen: "Am Freitag war hier deutlich mehr los." Da wurde es dem Sportstudenten schlagartig klar, mit WEM er es zu tun hatte. Die Dialoge wurden frostiger.
Im Spielertrakt roch ich in einer Kabine immer noch die Angst. Es roch sogar ein wenig nach Stuhl. Und dann kamen wir in den Pressekonferenz-Raum, ausgelegt für 400 Journalisten, ein Erbe der WM 2006 - normalerweise lungern dort nur 20 Pressevertreter herum und die Hälfte gehört natürlich zu DuMont... ich konnte einfach nicht widerstehen... auch diese Veranstaltung gehört zu den erfreulichen Achterbahnanteilen Im Anschluss der Besichtigung wurden Preise verliehen und es wurde noch eine schöne Suppe gereicht. Am Ende des ganzen Networkinggettogethers und nach Begutachtung des Revers meiner Barbourjacke, ploppte nach Monaten mal wieder die ungeheure Frage auf: "Bist Du Bionade-Fan?" Und die Antwort lautete wie so oft: "Nein."
Eine besinnliche und geruhsame Vorweihnachtszeit wünscht Euer Schomberg.
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