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Uuuups, die Sommerpause von "Schombergs Welt" hat dann doch etwas länger gedauert als von mir geplant. Doch es gab Gründe dafür: Da ich mich während der sog. "Fußball-Europameisterschaft", die wieder mal desaströs für "uns" endete, an anderer Stelle austobte, diverse Hochzeiten mir nahestehender Menschen und auch die Dauerbelastung im Brotberuf kaum Zeit für das Bespielen der – tempus fugit galore – mittlerweile zehn Jahre alten Kolumne ließ, hatte ich auch so meine Zweifel, ob es mir im elften Jahr des Bestehens gelingt, die magische Zahl von 300 Ausgaben vollzumachen. Zehn Jahre? So lange gibt es doch schon den Mord an Humboldt Bologna, oder? "Und, was machst Du so?" "Och erst mal meinen 'Bachelor of the Universe'!" "Ach so."
Ebenso schwer im Magen wie dieses "Bologna" liegt mir die bisherige Katastrophenolympiade. Auch wenn ich bisher nur eine Minute und 52 Sekunden von dieser verfolgte: auf Youtube, das 1:0 des japanischen Lizenzfußballspielers Otsu gegen Spaniens B-Probe Mannschaft, die ohne die Hilfe von Dr. Fuentes nicht so viel Fortune an den Tag legte wie die A-Mannschaft –Probe. Für die Olympia-Mannschaft gilt, dass auch hier das Sieger-Gen fehlt: Nur noch Dreckssilber. Das ZAG brachte es so treffend auf den Punkt – schön wie immer: „Wir sind das Land mit der Hänschen-Rosenthal-Moral. Noch nicht mal im Dressurreiten hat´s geklappt, und wir beherrschen diese Disziplin seit Karl dem Großen.“ Immerhin gab es dann im Diskus-Werfen Katzengold im Spiegel. Die Verquickung der unterschiedlichen Sportarten führte zu einer Unterlassungserklärung, die Thünnwardt Tünnenson mir vorlegte, und die ich - mit Hinblick auf die nächste Fußball-Bundesliga-Saison - unterschreiben musste:
Ich, Don Bombo Heiko Schomberg, gelobe hiermit, meine Enttäuschung über die Nationalmannschaft in sportlichen Zusammenhängen jedweder Art in Zukunft nicht mehr zu artikulieren. Diese Erklärung gilt räumlich für den Borussiapark, jedes andere Stadion in Europa und selbstverständlich auch für alle Fußballübertragungen im Rundfunk.
Köln, den 06.08.2012
(Bitte unterschrieben zurücksenden. Vielen Dank)
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Was ich natürlich umgehend tat, ich möchte ja den Saisonauftakt keineswegs verpassen... Wie auch das Umgewöhnen im Lektüreverhalten: Nach anderthalb Jahren in Bonn ist es doch schön, einen a) kurzen und b) auch architektonisch schönen Weg zur Arbeit zu haben – und, ja, das geht auch in Köln (sic!) und vor allen Dingen eine neue Kantine, denn die texturfreien Selbstversuche kosteten doch sehr viel Substanz. Aber man muss auch mal die Nachteile herausarbeiten: Auf dem Weg über die Brücke reicht die Zeit eben nicht mehr für pures Nachdenken oder ein, zwei Kapitel aus "Der Zauberberg" oder "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit". Dann ist es halt so.
Ach, die verlorene Zeit! In Köln gibt es noch eine lebendige Büdchenkultur. Und Ernstmeinertum. Ich habe da ein bestimmtes Büdchen vor Augen, dessen Stammbesetzung versucht, ein "Schlauchboot", das als Prämie von "Kleiner Feigling" ausgesetzt wurde, zu ertrinken. Und dieses Tun wird mehr und mehr zum geflügelten Wort. Unlängst, als ich exzentrische Reden schwang, entsponn sich folgender Dialog:
"Versuchst Du jetzt im Alleingang, Dir das Schlauchboot von ‚Kleiner Feigling‘ zu ertrinken?" "Sind doch nur 5.000, oder?" Ich konnte das im Nachgang entschieden verneinen. Und dann ein Gedankenblitz: "Hach, Anfang der Neunziger und in den Mittneunzigern in Marburg, auf dem Corpshaus, haben wir mit den Würzburger Bayern häufig Kümmerling gehämmert eingenommen. Und eine ‚Sonne‘ gelegt. Oder, wenn wir sehr unternehmungslustig waren, eine ‚Acht‘. Bei einer ‚88‘ sind wir mal gescheitert. Und es hatte einen Magenhintergrund - keinen politischen..."
Die Vorstellung, im corpsstudentischem Sprachgebrauch die Formulierung "Wir trinken 'n Schlauchboot!" zu etablieren, ist WUNDERSCHÖÖÖÖN! Genau so wie die Entdeckung der neuen Lässigkeit: Einfach mal 'ne volle KVB-Bahn am Heumarkt fahren lassen & die nächste nehmen - das ist: Leben am Limit!
Angekommen. Und ab nach Paris. Euer Schomberg.
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