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Wir sind alle Schwaben - auch in Berlin! So, da sind wir alle mehr oder weniger gesund im Jahr 2013 angekommen, die Mayas haben uns einen schönen Bierulk gespielt (dieses Wort wird wirklich nur von "Biermops" und "Gratulator" getoppt...) und in diesem Jahr kann die Nationalmannschaft auch mal nicht im Halbfinale gegen Spanien, Italien, Brasilien oder Taka-Tuka-Land ausscheiden...
Die von Wolle "Catweazle" Thierse entfachte Debatte über Schwaben in Berlin hat mich irgendwie nicht berührt, obwohl ich ja a priori bei "Schwaben" hellhörig werden und geängstigt sein sollte. Doch gilt weiterhin: "The revolution will not be televised." Wie ließ ich Connor im Herbst 2012 sprechen: "Die zunehmende Gereiztheit in den Metropolen ließ sich zivilisatorisch nicht mehr kompensieren. Und die Tagespolitik von 2011 bis 2014 verstärkte bei Connor die Wahrnehmung von Redundanz und Surrealität." Und beim ganzen "Schwaben raus!"-Geschrei in diesem Berlin mache ich mir um unsere Kolonie dort dann doch leichte Sorgen...
Hier in Kalk ist manches einfacher, man hat ein klares Weltbild: Frauen essen Brokkoli und Möhren, Männer Röstzwiebeln und Käse... Und auch in Nordhessen kann man noch weinen vor Rührung: Dort, wo Kinder sich noch schlagen dürfen und auf die Fresse fallen, ohne dass der Rettungshubschrauber, Hubschraubereltern und der Anwalt kommen. Und alle, alle, essen sie Fleisch. Am liebsten roh. Und Chipse aus Ahler Worschdt! Schön. Wahr. Gut. Wie meine Kindheit. Wie Wählscheibentelefone. Und ständige WM-Finalteilnahmen (1982-1990). Und Raider, drei Fernsehprogramme, das Testbild und Big Mäcs in gelber Styroporverpackung.
Und dann möchte man der frechen Moderne etwas entgegensetzen, sei es ein Kulturfrühschoppen, die Chuzpe, in einem Bewerbungsgespräch kundzutun, dass man den "Bachelor of the Universe" anstrebt oder etwas aus der Liga "kriminelle Metaphysik", so etwas wie eine MATERIALAKTION GELD. Halt irgendein didaktisches Anliegen manifestieren, an das man sich nicht zur Gänze erinnerte. So etwas wie: Am Rastplatz - Spessart? - auf dem unbewachten Klo den Trinkgeldteller der Klofrau mitgehen lassen (natürlich ohne das darauf liegende Geld!). Es ist der Abgrund hinter dem vordergründig sinnlosen, um den es geht. Sich schneiden und dann sorgfältig das Messer verbinden. Der Wunsch, aus der eigenen Existenz eine Erzählung zu formen, ist gestiegen. Und nicht zuletzt durch twitter, kwoebel, Facebook, Blurp!, Pups sowie Youtube und Fockr umsetzbarer denn je. Ich weiß genau, wer hier im Glashaus mit Steinen wirft! Lebte er noch, liebte Joseph Beuys alle Schwaben und hätte weit mehr als 1.000.000 Follower bei twitter.
Es sind halt diese Momente des Zweifels, in denen das Wort Eugen Egners mehr denn je gilt: "Wenn ich J. S. Bach wäre, würde ich folgenden Satz vertonen (Kantate): 'Ich bleibe oft lange auf, trinke viel & schäme mich für uns alle'." Oder?! Und in der Mitte - wie das FAZ-Feuilleton schrieb - "der Mensch Schwabe, sein Leiden, sein Kämpfen, seine Krisis, seine Hoffnung. Mehr nicht."
Euch allen ein gesundes & erfolgreiches 2013 1913, Euer Schomberg.
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