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Regen in Deutz! Oder: "Die RL-Welt mit weit aufgerissenen Wurstaugen betrachten."
... Letztes Jahr, als ich noch von Köln nach Bonn pendelte, hatte ich zum ersten Mal, im Rahmen der Gamescom Berührung mit "Gamern" oder wie man an Video- und Computerspielen interessierte Menschen nennt. Menschen im Nerdsmantel halt. Das war nicht so schön, wie sie sich im öffentlichen Raum bewegten, aber Köln ist halt 'ne Messestadt und das muss man dann eben in Kauf nehmen.
Dieses Jahr bekam ich von der Gamescom nichts mit. Bis zum frühen Abend des 24.08.2013. Aber auch nach knapp einer Woche bleibt die Interaktion mit den Gamern irgendwie "verstörend"... denn: "Gamescom bricht Besucher-Rekord"! Nach einer choreographischen Schamlosigkeit sondergleichen in Leverkusen ("Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers."), für die ich ewigen Bierverschiss verhing, kam' ich in Deutz an. Es regnete. Das passte zum Spielergebnis meiner Gruppierung.
... Und als ob der Spielausgang nicht enervierend genug war, landete ich in Deutz in einem Pulk voller NERDS, die nach der Gamescom wohl zum ersten Mal mit sogenanntem "Regen" in Berührung kamen. Weit aufgerissene Augen, "das kenne ich aus meinem ausgebauten Kinderzimmer unter dem Dachstuhl gar nicht", pure Angst, ("Was ist das? "Da kommt Wasser von oben!"), keine helfenden Hub-, Hub-, Hubschraubereltern, ein unbekanntes Element, das auf die helle Haut tropfte und das wegweisendeversperrende Konzept:
Wir bleiben stehen, wo wir sind und machen auf keinen Fall Platz - sondern schauen verängstigt auf unseren mobilen Endgeräten nach, was das für ein Naturschauspiel ist... Unser erworbenes Wissen ("Regen") teilen wir aber nicht verbal, sondern per WhatsApp mit... |
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Katatonisch zitierte ich diesen überschätzten Goethe, um nicht völlig auszuflippen, auf dem – gefühlt – 30minütigen Fußweg, während ich mir eine Schneise durch die Nerdisten zur U-Bahn schlug: "Was du ererbt von deinen Vätern hast, // erwirb es, um es zu besitzen. // Was man nicht nützt, ist eine schwere Last; // Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen" - Faust I, Vers 682 ff.
Die selbe Gattung dann abends am Kölner Hauptbahnhof, wie mir ein befreundeter Rock'n'Roller zurief. Er hatte geglaubt, ein wandelndes Gebüsch gesehen zu haben (eine fast biblische Vision!), und stellte dann lapidar fest: "Da rennt ein Typ in einem Sniper-Anzug rum." Unfassbar.
"Und die KVB?" "...stößt zu Spitzenzeiten auch mal an ihre Grenze. Klar hätten wir gerne noch mehr Waggons und Kapazitäten. Aber das geht nun einmal nicht, weil die Bahnsteige zu kurz sind. Gott sei Dank wird unser gemeinsames Serviceangebot, das Kombiticket, bei dem die Tageskarte für die Messe auch für Busse und Bahnen in zwei Verkehrsverbünden gilt, gerade von der jungen Zielgruppe hervorragend angenommen." (Gerald Böse) Ich behaupte: Ohne Foursquare hätten sie sich doch alle verlaufen!!!! Und Mitternachtsgaming, zur Entzerrung der Besucherströme ist auch keine Lösung: Das Gros muß doch dann längst wieder zu Hause sein. Oder bediene ich hier am Ende billige RL-Klischees? Dazu muss ich mal "Herrn Beerle und Herrn Nitram" befragen... oder die "Y-Titti-Jungs aus Köln". Irgendwie erinnerte mich das Ganze an meinen ersten Kontakt mit アンティック-珈琲店- 2009. Ich sollte mal wieder ein "Buch" lesen.
Fürs nächste Jahr nicht vergessen: Regenschutz einstecken! Im ausgebauten Kinderzimmer unter dem Dachstuhl regnet es nicht. Normalerweise. Doch:
Die Wahrheit liegt - wie immer - im Wurstauge des Betrachters! Euer Schomberg.
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