| Handyfriedhöfe - Eine Legende?!?! (2002)[Siehe auch Schombergs Welt - Ausgabe 10]
Handys (auch umgangssprachlich zunehmend "Mobiltelephone" genannt), sind äußert gesellige Tiere. Angeführt von der Matriachin, unternimmt die Herde alle Aktivitäten gemeinsam. Ob auf ihren Wanderungen, beim Grasen, Baden, Trinken oder Ruhen - die Herde bleibt stets zusammen und die soziale Ordnung gewahrt. Mystische Begebenheiten in der Konzeptionskemenate! Ergo: Die Mär vom "Elefantenfriedhof" ist kein sentimentaler Mythos, der erfunden wurde um die Schädelstätten zu erklären, an denen blutige Handy-Pogrome durch Wilderer stattfanden – sie existieren wirklich. Und einer hat sie entdeckt: Den legendären Elefantenfriedhöfen gleich fand der bekannte Tierforscher Jacques Grossèr mumifizierte Mobiltelefone und ausgebleichte Akkumulatoren. Und Berge von herausgebrochenen Antennen.
Wenn ein Handy merkt, daß seine Tage gezählt sind, verabschiedet es sich von seinen Verwandten und begibt es sich – unter Zuhilfenahme bewußtseinserweiternder Drogen wie Chicken-Sandwiches - einem jahrtausendealten Instinkt folgend - in die Konzeptionskemenate zum Sterben. In den letzten Atemzügen liegend hat ein GF788 die kryptischen Worte "Krk mich am Foffel" an die rußgeschwängerte Holzwand geschrieben. Sie haben der Kommunikationkultur gedient. Dieser vielbeschriebene Ort wurde zur letzten Ruhestätte für die bis dato entdeckten drei Handys. Ihren alten Brauch respektierend werden die drei der Unterart Ericsson (der Unterschied zu den finnischen Artgenossen von Nokia ist an den Ohren ablesbar) nicht umgebettet sondern bis zur Heimholung durch den großen Kirmse dort aufgebahrt und – ihre Totenruhe respektierend – nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht!
Doch wenn man ihnen gestattet, eines natürlichen Todes zu sterben, tragen sie manchmal den Leichnam wie in einem Trauerzug. Und sie begraben ihre Toten, indem sie sie mit Kopien, Asche und Filterzigaretten bedecken. Später kommen sie zurück und ziehen die Funkantennen, schleppen sie mehrere Meilen weit oder zertrümmern sie am nächsten Papierkorb, als wollten sie die Händler um die so begehrte Beute bringen, die in zerriebener Form als Potenzmittel für Festnetzvieltelefonierer dient. Trauernde Herden haben sogar die Warenlager von Antennenhändlern gestürmt, um dem geschändeten Leichnam eines Kameraden die Antenne zurückzuholen.
Wenn man sie schon gezwungen hat, unwürdig in Hosen- und Jackettaschen zu leben, so wollen sie sich doch wenigstens einen würdigen Tod bewahren.
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