"Für mich als Trainer ist es die Aufgabe, für besondere Herausforderungen Lösungen zu finden." (Prof. Dr. Joachim Löw)
Thünn: "Fahnenfahrrad? Um Dich zum Vollhorst zu machen, reicht doch Dein Damenrad mit dem weißen Einkaufskorb, den Du nicht abbekommst, weil Du den Schlüssel nicht mehr findest, völlig aus!"
Bombo: "Carlos hat sich gemeldet und mir auf den Anrufbeantworter gesprochen. Es sei eine herrliche Zeit, Fußballdeutscher zu sein. Wir werden Weltmeister (sic!). Und sein Taxifahrer, egal wo er herkomme, das sei ihm auch egal, werde auch Weltmeister. Wir werden alle Weltmeister!"
Thünn: "Noch was: Samstagabend geht es um alles. Wahnsinn. Was für eine Hammerpartie. Je suis nervös."
Bombo: "Ach nee, der Grandseigneur der Nationalmannschaft ist nervös? Und deshalb wäre es umso wichtiger, dass der Body Snatcher den Müller endlich verlässt und der alte Müller, TM13, ganz humorlos, Supergigi Buffon mit der Wade, den Testikeln und dem Hinterkopf drei Tore rein macht. Aber er scheint immer noch besessen zu sein! Von mir aus dann auch Draxler, Pummelfee oder Khedira. Ohne Harm. Einfach so als wäre es kein Spiel gegen den Antichristen sondern wie gegen Frankreich. Und wir alle reiben uns verwundert in Minute 85 die Augen, und ich empfange, immer noch auf der Toilette sitzend, die ersten Signale, dass es reichen könnte. Diesmal."
Thünn: "Tja, und jetzt in der Tat wieder DIE Nemesis. Mal schauen, ob Löw es diesmal wieder verreißt. Irgendwie bin ich aber davon überzeugt, dass Jérôme Boateng tatsächlich Dieter Eilts ist und 2016 ist eigentlich 1996 und Helene Fischer ist Noel Gallagher oder so ähnlich. Das spräche dann für ein locker ungefährdetes 3:1 für Deutschland."
Bombo: "Viktor Kassai pfeift. Er hat unser Halbfinale bei der WM 2010 gegen Spanien gepfiffen. Ich muss also weitersuchen nach Hoffnungsschimmern. Erst mal wieder geh' ich auf's Klo."
[Am nächsten Tag am "Büdchen des Friedens"]
Bombo: "Hier das neueste Lebenszeichen von Carlos. Eine Kunstpostkarte. Ich kann aber nicht alles entziffern."
Thünn: "Lies ma' vor!"
Thünn: "Meinungsfreudig wie immer!"
Bombo: "Boar, war Polen-Portugal finster. Ich bin nach 90 Minuten ins Bett. Wenn man Wandfarbe beim Trocknen zuschaut, ist das spannender. Die mogeln sich ins Finale. Und Tom Bartels biederte sich furchtbar bei den Portugiesen an. Schlimm! Egal: Ich weiß auch nicht genau, was los ist, aber zum ersten Mal seit Tagen bin ich ANGSTFREI, was Italien angeht."
Thünn: "Es ist ja auch erst Freitag! Ich bin mir sicher: Im fünften Anlauf schaffen wir es. Ich weiß es ganz genau!"
Bombo: "Das haben wir vor vier Jahren auch geglaubt. Und vier ist meine Glückszahl. 'Balotellis Muskelspiel, Löws schwerste Stunde. Es war der Abend, nach dem er erstmals massiv in Frage gestellt wurde. Verzockt habe er sich, hieß es damals. Mit einer Taktik, die sich zu sehr nach dem Gegner und zu wenig nach den eigenen Stärken gerichtet habe.' Ich hoffe, diesmal wird alles ganz anders."
[Thünn und Bombo treffen sich am Spieltag zu einer "Vorbesprechung" am "Büdchen des Friedens"]
Thünn: "Wales im Halbfinale, was für ein verrücktes Turnier... Diese EM ist anders! Da kann selbst Deutschland gegen Italien gewinnen! Mein Tipp: 3:0 für Deutschland."
Bombo: "Ich nehme heute alle Zeichen, die ich kriegen kann! Hauptsache, wir schaffen es endlich einmal, die Italiener zu besiegen. Carlos hat eine weitere Kunstpostkarte geschickt und sieht das Viertelfinale so: 'Völlige Zuversicht, gepaart mit Todesangst.'"
Deutschland - Italien 6:5 n.E. 1:1 (1:1,0:0)
Thünn: "Jaaaaaaaaaaaaaa! Endlich. Das war nervlich echt nichts für Memmen."
Bombo: "Unsere Taktik reaktiv an der Taktik des Gegners ausrichten - das haben wir schon im WM-Halbfinale 2006, im EM-Finale 2008, im WM-Halbfinale 2010 und im EM-Halbfinale 2012 getan. Mit mäßigem Erfolg (0:2, 0:1, 0:1, 1:2). Bei der WM 2014 haben wir es NICHT getan. Mit beachtlichem Erfolg. Dass wir diesmal gegen Italien nicht verloren und im Elfmeterschießen das Glück auf unserer Seite hatten, und einige Italiener wie Zaza gedanklich eher beim Dressurreiten waren, ändert nichts an der grundsätzlichen Problematik."
Thünn: "Hätte Deutschland mit dem normalen System gekickt, wäre das ein grandioses Spektakel geworden. Möglicherweise mit der gleichen Pleite für Deutschland wie zuvor für Spanien und Belgien. Das hat Jogi verhindert. Fußball allerdings auch. Egal. Weiter! Immer weiter."
Bombo: "Mir wurde in der Kalkarena vorgeworfen, dass ich zu ruhig sei und zu viele negative Schwingungen aussende. Es war halt die normale Italien-Angst. Und dass Boateng so früh die Hände zum Jubel über das Erreichen des Halbfinals hochreißt, war auch nicht hilfreich. Ich war mir sicher: Das ist das erste Elfmeterschießen, das wir seit 1976 verlieren. Und Müller, Schweini und Özil haben ja auch alles dafür gegeben. Und dann erlöste uns Hector - in dem er den Ball Gigi Buffon durch die Hosenträger schoss. Ich war so zerrüttet, dass ich lauthals '1. Fußballclub Köln!' sang."
Thünn: "Den Mund mit Seife auswaschen und ohne Abendbier ins Bett, Bombo! Und woher Superpoldi direkt nach Spielende schon wieder das 'Köln'-Anglerhütchen hatte, weiß auch nur der liebe Gott!"
Bombo: "Für mich war's das. Wenn wir am Donnerstag gegen Frankreich oder Island verlieren, ist es halt so. Das war für mich der Titel: Italien rausgeworfen. Danach kann eigentlich nichts mehr kommen."
Jetzt haben wir bis Donnerstag Zeit, uns zu erholen. Ich brauch' die Zeit auch. Euer Schomberg.
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