"Ich möchte jetzt endlich mal Ross & Reiter genannt wissen!" "Hans-Günter Winkler auf Wunderstute Halla."
So wollte ich immer schon mal in eine Kolumne einsteigen. Und nicht mit einem doofen, vorangestellten Zitat. In einem Land, in dem wirrste Plakate für Demonstrationen verfasst werden und auch "Gruselclowns" ihr Unwesen treiben, ist ohnehin alles verloren.
Dieses Plakat hat mich dann noch lange beschäftigt, bis es vom Nachdenken über "Horror-Kaffee" abgelöst wurde. Volkstums-Mafia-DFB? Und die Rolle von BMW und Porsche scheint auch ungeklärt. Wie viel Alkohol und/oder chemische Drogen waren wohl bei der Erstellung dieses Transparentes im Spiel?! Eigentlich möchten wir das gar nicht wissen ... Mutti ist ja auch im Endstadium: Blockflötenspiel unter'm Tannenbaum als Werteerhalt. Das ist doch: Ferien in Bad Endzeit. Da kann man ja direkt eine Pizza bei Avanti bestellen oder gleich Romane schreiben! Und wir alle wissen durch den lebensklugen Bernd Begemann: "Romane schreiben ist das, was man tut, wenn man nicht rocken kann."
Das kostet alles ungemein viel Kraft, die man nicht mehr in Meinungsstärke investieren kann. "Santiago, jetzt entschuldigst Du Dich bei Stella!" Eine Mutter auf der Keupstraße regelte unlängst nach dem PJ Harvey-Konzert einen Konflikt zwischen zwei Vierjährigen. Ich machte mich lustig darüber. Aber vielleicht tat ich der Familie "Artois-de Chile" auch einfach unrecht ... Eigentlich hätte ich der Dame wortgewaltig erklären müssen, dass Santiago sich nicht selbst entschuldigen, sondern bestenfalls Stella um Entschuldigung bitten kann. Das habe ich aber verpasst. Weil ich altersmilde werde. Oder die Kraft zur Intervention fehlte, nachdem ich handschriftlich einen sechszehnseitigen (sic!) Fragebogen der Stadt Köln ausfüllte.
Aber vor Monaten dachte ich auch noch, es sei eine Premiere - doch das Schwarmwissen belehrte mich eines Besseren: Portugal wird schon der vierte Europameister - nach der Tschechoslowakei, Dänemark und Griechenland - sein, der sich NICHT für die folgende Weltmeisterschaft qualifiziert. Eigentlich tieftraurig. Vor allem für die Fans. Hihi.
Wir als Gesellschaft - auch die Hipster und urbanen Knalltüten - haben jetzt die schwierige Aufgabe, das Wort 'Wi**r' in ein positives Narrativ zu überführen. Mit all dem Geld, der Geduld, der Liebe und der Zeit, die uns zur Verfügung stehen. Wir müssen wieder lernen, eine positiv wehrhafte Demokratie zu sein.
Enden möchte ich diesmal mit einem Zitat von Wolfram A. Zabel, dessen Botschaft kaum jemand so gut versteht wie ich: "Bei meinem äußerst heterogenen Kreis von Facebook-Freunden weiß ich bei sinkenden Zahlen immer nicht genau, ob mich jemand entfreundet hat oder ob jemand gesperrt wurde." Nicht verhaftet wegen sexy - sondern klepokreativ verwendet wegen gut.
Diese Kolumne entstand in der Rekordzeit von 24 Minuten. Euch eine erquickliche Woche, Euer Schomberg.
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