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Eiszeit auf dem Pfandflaschen-Zwergplaneten Pluto!EISZEIT... und ich rede hier nicht von "Erdbeer-Schokolade-Vanille" (oder für die Jüngeren: "Cookies-Schlumpfeis-Tofu") sondern von im loriot'schen Sinne: "Nach den Berechnungen des international anerkannten Professors Pirckheimer hat der Venusmond Tetra seine Umlaufbahn verlassen und rast nun auf die Erde zu. Sein Aufprall steht unmittelbar bevor. Dies bedeutet das Ende unseres Planeten." Deckt Euch alle mit Senf ein! Denn auch Wurzelbürsten und Badezusatz kann uns nicht mehr retten. So lange es aber noch warm ist, könnte man sich mit einem Sprung in ein Flussbad abkühlen. Dieses Flussbad mitten in Berlin - wo sonst? - wird aber Inhalt einer späteren, meinungsfreudigen Kolumne sein. Überhaupt gilt doch:
Der Esprit von früher ist einer Reaktionskompetenz bei Reizwörtern gewichen. Fällt ein bestimmtes Stichwort, dann erwacht die Sorte Stand-by-Mensch kurz aus seinem Dämmerzustand, um den gegenwärtigen Konsens der Twitter-Timeline abzuspulen. Wir kommunizieren selbst analog bereits in «Hashtags», «Retweets» und «Gefällt-mir's». Bewundert wird, wer up to date ist – ein Zustand, der sich dank Smartphones während eines kurzen Gangs auf die Toilette herstellen lässt, sofern man das mobile Endgerät nicht gleich schon am Tisch benutzt, um es regelmäßig zu tätscheln wie der James-Bond-Bösewicht sein weißes Kätzchen.
Im letzten Akt dieses Trauerspiels werden die Fotos des Abends auf Facebook hochgeladen, um den Gepeinigten für die Dokumentation der Leere wie zum Hohn auch noch ein «Gefällt mir» abzuringen. Trimalchios Bestattung 2.0. |
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Früher, in der Alten Bundesrepublik gab es großartige Bewegtbilder, ich meine nicht nur "Sigi, der Straßenfeger", nein auch das Fernsehspiel "Beule, oder wie man einen Tresor knackt", mit dem großen Menschendarsteller Dieter Krebs, und dem traumschönsten Dirk-Dautzenberg-Moment der Weltgeschichte bei Minute 53.44: "Diese Weite. Diese unendliche Weite..."
Und die Spex wagt, ganz altbundesrepublikanisch, "Eine musikalische Reise tief ins Herz der bundesrepublikanischen Finsternis": "Original Blödel-Hits". Eine Platte übrigens, die sich in meiner Sammlung befindet. Das Fazit: "Das Leben ist kein Fassbinder-Film. Schon Goethe wusste: Man trinkt nicht immer nur Wein, man trinkt ja auch mal Branntwein. Also hoch die Tassen."
Während ich wirklich sehr berührt war vom Brief des sechsjährigen Laurenz Justus Merlin an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ("Ich denke, Pluto ist traurig, dass er kein Planet mehr sein darf.") öffnete mir Carlos, der Libero die Augen: "Das ist natürlich ein Fake von Merlins Hubschraubermama, um frühzeitig Aufmerksamkeit für ihren kleinen Hosenmatz zu generieren. Solche Stories machen mich speien." (Zitat leicht überarbeitet) Es war aber eben auch Carlos, der die Frage nach der Pfandflaschenmenge beantwortete:
"Das ist eine sehr gute Frage. Ich bin auch schon scheel angeguckt worden vor dem REWE, als ich mit zwei großen, gelben Säcken voller leerer Wasserflaschen ankam. Und das ausgerechnet von den Herren im Eingangsbereich mit der Bierflasche in der Hand.
Das Verhalten am REWE-Leergutautomaten ist übrigens der beste Indikator für Dinge wie Sozialkompetenz, Lebensberechtigung, kriminelles Potential etc. - damit könnte man sich so manchen Psychologen und Gutachter sparen."
... das Verhalten am Pfandflaschenautomaten ab sofort teilhabend beobachtend, grüßt Euer Schomberg.
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