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Köln-Berlin-Köln: Vom Jahr 2016 in das Jahr 1926.



Das Berlin der Zehner Jahre in EINEM Bild erklärt: "Tau von den Wiesen" - Bio Kräuter & Blüten-Tee + Pflaumensaft + Agavendicksaft. Wie kann Joachim Lottmann in seinem Fürstentum so etwas bloß zulassen?! Und Hipsterhausen hin, Vollbart-Disneyland her: So etwas kann man doch wirklich nicht trinken, oder?!


Zur Zerstreuung in unruhigen Zeiten unlängst das filmische Großwerk "Big Ass Spider!" geschaut. Das war ganz grandios. Besser als "Dinosaurier bedrohen Rom", aber es konnte "Genetic Code" leider nicht unterbieten. Auf diesem Planeten kann das eigentlich nur ein Mensch einordnen, und ihn nenne ich aus Gründen der Anonymität einfach mal "Herschel". Leider blieb kaum Zeit, die filmischen Eindrücke zu ordnen, denn dann brach wieder einmal dieser Karneval über das Rheinland herein.

 

Bei einem Altwieverfasteleer-Frühstück herrschte auf einmal Anarchie! Die Büroparty artete total aus! Es gab sogar Krümel in (!) der LÄTTA. Das war Leben am Limit. Deshalb floh ich am nächsten Tag nach Berlin. Es ist wie Joachim Lottmann sagte: "Kommt alle her, im Jahr der Entscheidung!" Um weiterhin unberechenbar zu bleiben, floh & flog ich nur mit Handgepäck - und gab dieses dann auf. Leider hatte ich sowohl eine Haarbürste, als auch einen Rasierer vergessen. Doch ungekämmt und unrasiert ist in diesem Berlin kein Problem: Dort gilt man schon als overdressed, wenn man sich die Zähne putzt und eine Hose trägt. Um den Nimbus der Unberechenbarheit weiter zu vertiefen, wenig in Berlin getwittert, einen "CoWorkingSpace" in Kreuzberg besucht, in dem man die Miete mit "Content" begleichen kann - und zwei Ansichtskarten (!) per Post (!!) verschickt.

 

Auf dem Rückflug nach Ouagadougou 4.0 Köln den Kommentar "Die Krise der Stadt - Köln verspielt sein Potential" in der FAZ gelesen. Diesen zirkuliert. Das rief Thünnwardt Tünnenson unverzüglich, sofort, unmittelbar auf den Plan, der seine Lesefrucht - im Rahmen eines Heimatkunde-Lesenachmittags - mit mir teilte! Danke dafür. Es ging um die "erste Messeveranstaltung für Weine von Mosel, Saar und Ruwer im Kölner Gürzenich im Jahre 1926."

 

Der Lektürebericht im erschütternden O-Ton:

 

Die Ausstellungsware ist damals komplett mit dem Schiff angeliefert worden - und an der Südbrücke vor dem Rheinauhafen ist es dann passiert. Ein Schiff voller Weinfässer von der Mosel ist havariert und die Ladung ist rheinabwärts getrieben und in Köln-Niehl hat sich ein Menschenauflauf gebildet, der die Fässer unter teilweise lebensgefährlichen Bedingungen "geborgen", sie noch am Ufer aufgeschlagen hat und dann muss es ein orgiastisches Besäufnis gegeben haben, alter Schwede.....

 

Blitzschnell wurden Verkaufsstände für "Weinausschank" aufgestellt. Alle haben sich volllaufen lassen. Die Polizei, die eigentlich für Ordnung sorgen sollte, hat mitgesoffen, bis sie nur noch gelallt hat. Arbeiter eines nahe gelegenen Bayerwerks, die vom Schichtwechsel kamen, wurden um ihre Essensbehälter zum Abschöpfen angegangen.

 

In dem wirklich wundervollen Band Köln von 1880-1940 findet sich ein Zeitungsartikel der "Cöllnischen Zeitung" und ein Zeitzeugenbericht in Form eines Tagebucheintrags. Wo die 'Lügenpresse' noch beschönigt, wird es in der privaten Aufzeichnung richtig krass:

 

Am nächsten Morgen soll das ganze Ufer voll gewesen sein mit Besoffenen im Vollrausch. Mindestens ein halbes Dutzend Leute sind dabei draufgegangen und die Polizei hat das requirierte Strandgut nicht den armen Messeaustellern von der Mosel zurückgegeben, sondern offensichtlich selber gesoffen. Tränen gelacht bei der Lektüre. Selten ein Zeitdokument gelesen über ein spontanes Ereignis - mit einer derartigen anarchischen Wucht.

 

Allerdings auch mal wieder verstanden, warum die Stadt so ist wie sie ist.

 

Köln war also schon 1926 eine verkommene Partystadt. Vielleicht kann man ja doch aus der Geschichte lernen?! Oder ist es wirklich, wie Kafka sagte: Der Käfig sucht sich den Vogel!?!

 

Ihr müsst alle mehr lesen, im Jahr der Entscheidung! Euer Schomberg.