Du kannst Hessen verlassen - aber Hessen verlässt Dich nie!Die Oberhessische Presse fragte im April 2016:
Diese Frage hat jetzt schon – zugegebenermaßen – ein paar Tage auf dem Buckel, aber manchmal muss man Beiträge auch reifen lassen, wie eine gute Ahle Worscht! Diese Frage schneidet tief in die Erinnerungen an die Musenstadt. Und wie wir alle wissen: "Die Eichsfelder hat häufig ein 'verschwommenes' Schnittbild, die Konturen von Speck und Muskelfleisch sind nicht deutlich sichtbar wie bei der Ahlen Wurscht."
Und, was wäre, außer u. lb. Suevia natürlich, Eure Top-10? Was vermisst Ihr besonders an Marburg? Meine Liste – und vieles davon existiert leider, leider, leider nicht mehr – ist:
• Oberstadtaufzug
• Elwert
• Biertunnel
• Landgrafenschloss
• Markt im Südviertel
• Ahle Wurscht
• Die Schnitzelranch / "Weißes Rösl"
• MEIER III
• Oberliga-Flutlichtspiele der Schimmelreiter gegen KSV Baunatal
• Marburger Marktfrühschoppen
• Hinkelstein
Mir fielen noch ein Sack andere Dinge ein, die aber nicht originär marburgisch oder oberhessisch sind, sondern gesamthessisch. Äppler. Sauer gespritzt. Licher. Oder im großartiges Kalk zum Beispiel wird auf dem Wochenmarkt "Grie Soß" aus Frankfurt am Main angeboten, "nach den "Richtlinien des Vereins zum Schutz der 'Frankfurter Grünen Sauce'." Es ist nicht alles falsch in postindustriellen Veedeln. Du kannst halt Hessen verlassen - aber Hessen verläss Dich nie! Oder wenn man gebürtige Marburger in Berufszusammenhängen kennenlernt und sagt: "Ah, Du bist ein 'Marburger Dippche''!" Um dann zu erfahren, dass sie neben dem alten Corpshaus zur Schule gingen und Dich vermutlich von Mittneunziger-Frühschoppen kannten ... Kerle, Kerle!
Um mir die die Reisetätigkeit und das Pendeln erfreulicher zu gestalten, führe ich mir ja oft analoge Datenträger zu. Derzeit lese ich ein bisschen in "Ist das Kunst oder kann das weg? Kassel documenta Geschichten, Märchen und Mythen. Der Führer zur documenta Stadt" aus dem Jahr 2012. Dort geht es auch um die Musenstadt Marburg. Marburg klingt in amerikanischen Ohren nach "Nachtmahr", Nightmare. Sleeping Hollow. In den USA waren "Hessen" Horrorgestalten. Wie abwegig!! Beim Lesen im ICE Lia Wöhr musste ich daran denken, wie ich damals, in meiner Anfangszeit in Marburg mit "Handkäse" experimentierte. Aus ästhetischen Gründen nur so viel: Um den Reifeprozess zu beschleunigen, war es sinnhaft, den Harzer Roller (oder auch manchmal Olmützer Quargel) auf die Heizung zu legen. Ein Tag war völlig ausreichend. Und dann war da der Winter 1996/1997, als ich ihn mehrere Wochen, mit Folie abgedeckt, auf der "Reifestation" hinter der Heizung vergaß ... keine Details! Nur soviel: Selten war ich der Schaffung von intelligentem neuen Leben so nah wie damals!! Oder als Vokativ: Oh, Du durcher Handkäs!
Nachtrag: Ich las nach meinem "Bruch mit Wagner" dieses Interview aus dem Sommer 2015 ("Welche Zicke hat dein Herz gebrochen, Franz Josef?") und bin wieder frappiert, das ist so unfassbar gut ... unfassbar... vielleicht ist er doch kein ganz schlechter Mensch, obwohl er sich RedBull Leipzig an den Hals schmiss?!? Egal: "Aus welchem Grund kommst Du?" "Aus dem Ebsdorfergrund!"
Und manchmal heißt es dann doch:
Raus aus der Filterblase Ahle Worscht & Handkäs! Fordert: Euer Schomberg.
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